19. Fairplaytour: Teil 1 „Gesamtschule Eifel fährt im Gelben Trikot“ – Das Tagebuch eines Insiders 23.-25.06.17

Zum Auftakt der 19. Fairplaytour – Tour d’Europe konnte das dreizehnköpfige Team der Gesamtschule Eifel / Realschule Blankenheim berechtigterweise das gelbe Trikot übernehmen.

  1. Juni 2017

Dies sogar schon vor dem Start der ersten Etappe und zudem sogar kampflos.

Bevor die Tour im rheinland-pfälzischen Birkenfeld starten konnte, stand erst einmal eine Sternfahrt von Daun zum eigentlichen Startort auf dem Programm, welche das Team gemeinsam mit Schulen aus Jünkerath, Gerolstein und Bleialf antrat.

 

Gescheiterte Ausreißversuche

Der erste Streckenabschnitt von Daun nach Wittlich bot in Form einer stillgelegten Bahntrasse, die zum Maare-Mosel-Radweg umgebaut wurde eine willkommene Möglichkeit zum Einrollen. Dies war zumindest der Plan, denn bei bis unter die Kirchturmspitze motivierten Radlerinnen und Radlern konnte von einem gemächlichen Start keine Rede sein. Reihenweise konnten die Ausreißversuche von Gleichgesinnten (Rentner und Pensionäre sowie Urlaubern und Touristen) zunichte gemacht werden. Das große Feld flog förmlich an ihnen vorbei.

Im weiteren Verlauf fühlte sich Hanna, ihres Zeichens einziges Mädchen in unserem Team, beim Durchfahren der zahlreichen Tunnel an ihren letzten Besuch im Phantasialand erinnert, wobei nicht davon auszugehen ist, dass die dortigen Geisterbahnen in derartigem Tempo durchfahren werden, wie wir es taten.

So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir schon nach knapp zwei Stunden Fahrzeit unser erstes Zwischenziel Wittlich erreichten, wo Energieriegel und Getränke aufgenommen wurden.

Wer allerdings gedacht hatte, dass es derart gemütlich und entspannt weitergehen würde, sah sich schnell eines Besseren belehrt. War der Weg nach Wittlich noch von flachem, bis abfallendem Terrain geprägt, wartete nach der Überquerung der Mosel  der Hunsrück auf uns.

 

Giftige Anstiege

Dort erfuhr unsere Gruppe, dass nicht nur die Eifel ein Landstrich ist, welcher üppig bewaldet ist, sondern dass auch der Hunsrück mit reichem Baumbestand aufwarten kann. Viel interessanter für unsere Gruppe sollte eine weitere Parallele sein, denn ebenso wie die Eifel ist der Hunsrück mit zahlreichen, teilweise giftigen Anstiegen gespickt. Sodann galt es ein erstes Mal, die Karten auf den Tisch zu legen. Während Philipp sich noch über das seiner Meinung nach zu langsame Tempo beschwerte, machte Hanna – auf dem Tandem von Nikolas begleitet – kurzen Prozess und stapfte am Berg auf und davon.

Auf der Höhe angekommen, wurden auch schon erste Souvenirs auf dem Asphalt gesammelt, allerdings konnte der betroffene Sammler seine Fahrt nach kurzer Überlegung fortsetzen.

Nach stetigem Auf und Ab über die Höhen des Hunsrücks und insgesamt 105 Tageskilometern war unsere Begrüßung in Birkenfeld in ein buntes Rahmenprogramm eingebettet, welches u.a. den Lebenslauf der Realschule+ umfasste. Ähnlich wie beim Sponsorenlauf der Gesamtschule Eifel wird das dort erlaufene Geld ebenfalls der Welthungerhilfe zugute kommen.

Das schmackhafte Abendessen, bei dem die Kohlenhydratspeicher für den kommenden Tag gefüllt werden konnten, rundete den gelungenen Anreise Tag ab und so wurden wenig später und voller Vorfreude das Schlafquartier in der Turnhalle bezogen.

 

  1. Juni 2017

Fächerübergreifender Unterricht auch am Wochenende

Die ohnehin schon kurze Nacht wurde vom Team der Gesamtschule Eifel eigenmächtig verkürzt. Aus Gründen, welche dem Schreiber dieser Zeilen nicht einleuchten, stand das ganze Team schon eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Ertönen des Weckers auf der Matte. Hatte Dennis während der nächtlichen Ruhe etwa jemandem einen Streich gespielt und wurde nun polizeilich gesucht? Oder konnte er es schlicht und ergreifend nicht erwarten, endlich in die Pedale treten zu können?

 

Bereits beim Frühstück mit Helm

War es dem gesteigerten Sicherheitsbewusstsein von Felix, Niki und Philipp geschuldet, dass sie schon beim Frühstück einen Helm trugen oder hätten sie selbiges am liebsten sogar ausgelassen, um endlich Gas geben zu können?

Vor dem Start offenbarten sich schon die ersten größeren Unterschiede in Sachen Mentalität: Während die Heißblüter mit der größten Selbstverständlichkeit ein kurzes Beinkleid auftrugen, hätte sich die Frostbeulenfraktion bei bedecktem Himmel wohl auch noch einen Strickpullover übergeworfen, wenn dieser auf der Packliste gestanden hätte.

Nachdem auch die letzten Bekleidungsfragen geklärt waren, konnte es also endlich losgehen. Kurz nach dem Start passierten wir auch schon Damflos, dessen Name alsdann Programm wurde: Es ging endlich mit Volldampf los.

Die Kilometer purzelten, dass es nur so eine Freude war, folglich hofften wir wenig später ein Abent(h)euer zu erleben, aber weder der gleichnamige Spielplatz noch Roman waren in diesem kleinen Örtchen aufzutreffen. Vielmehr schien das Passieren des Tourtrosses ein Abenteuer für die Bewohner des (gleichnamigen) Dorfes gewesen zu sein, was auch nicht weiter verwunderlich erscheint, denn über 300 einheitlich gekleidete Sportlerinnen und Sportler sind selbst im Hunsrück nicht alle Tage zu begutachten.

Dass die Route aber nicht nur dem Autor willkommene Wortspielereien, sondern auch allgemein bildende Stationen zu bieten hatte, wurde bei unserem Zwischenhalt in Hinzert ersichtlich. Am Ort unseres ersten Stopps befand sich während der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten ein Konzentrationslager, in welchem bis zu 13500 Häftlinge unter unwürdigen Bedingungen interniert wurden. Ein Mahnmal erinnert an den Terror, welcher dort verübt wurde. Insbesondere in heutigen Zeiten, in denen einfache und populistische Lösungen wieder in großen Teilen der Bevölkerung auf Akzeptanz stoßen und nationalistische Tendenzen vielerorts Anklang finden, gilt es im Sinne des demokratischen Gemeinwohls, die dem Mahnmal zugrundeliegenden Werte von Humanität, Frieden und Gerechtigkeit tagtäglich von Neuem mit Leben zu füllen und eine entsprechende Haltung bei unseren Schülerinnen und Schülern zu kultivieren, indem wir sie als Vorbilder vorleben.

Die hier angesprochenen Werte sind selbstredend deckungsgleich mit jenen der Fairplay-Tour. Im Zusammenhang mit der Tour ist den Kindern auch immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass unsere mehrheitlich luxuriösen Lebensbedingungen eben nicht selbstverständlich sind, sondern Demut und Dankbarkeit des Öfteren auch angebracht sind.

Nach dem Passieren einiger Wellen des dicht bewaldeten Hunsrücks traten wir im weiteren Verlauf den Abstieg zur Mosel an, um von dort aus unseren Weg zur Verpflegungsstation fortzusetzen. Die Verpflegung, organisiert vom SV Bekond war in den Augen des Schreibers durchaus gekonnt. Insbesondere das reichhaltige und abwechslungsreiche Obstmenü wusste Vitaminminister Phil zu überzeugen. Derart gestärkt konnten wir die letzten Kilometer zu unserem Etappenziel Wittlich in Angriff nehmen.

 

Blitzeblauer Himmel

Klimatisch gestaltete sich die Etappe im Übrigen exakt so, wie der vorherige Tag: Mit jedem kräftigen Treten in die Pedale schienen wir die Wolken förmlich wegzuwehen, denn je länger wir fuhren, desto besser wurde das Wetter, sodass wir Wittlich bei blitzeblauem Himmel erreichten. Bevor wir allerdings die wohlverdiente Pasta-Party genießen konnten, startete Pauker Moskopp kurz vor dem Erreichen des Etappenziels die inoffizielle und allseits unbeliebte Plattenmeisterschaft. Glücklicherweise hatte der neutrale Materialwagen noch ein Ersatzfahrrad in petto, so dass die Fahrt nun mit einem Mountainbike fortgesetzt werden konnte.

Auf dem weitläufigen Schulgelände konnten die Sportlerinnen und Sportler bei vielfältigen Bewegungsformen den Beweis antreten, dass Pedaleure – im Gegensatz beispielsweise zu manchem Ballsportler – durchaus mehrere Bewegungsfelder bedienen können. So klang nach 85 km auch dieser erfolgreiche Tag sportlich aus.

 

  1. Juni 2017

Gegen (Auto-)Verkehr => kein Gegenverkehr

Am heutigen Sonntag stand mit 120 km die längste Etappe der diesjährigen Fairplaytour an. Doch kurz vor der Abfahrt wartete erstmal eine unangenehme Nachricht auf Lehrer Moskopp: Spürnase Alex hatte mitbekommen, wie dem am Vorabend geflickten Reifen schon wieder die Luft ausgegangen war. Und das sogar, ohne auch nur einen Meter gefahren zu sein. Somit baute er seine Führung im internen Wettstreit auf 2:0 aus. Dank der schnellen Hilfe von Mechaniker Hans konnte er seine Fahrt dennoch pünktlich antreten. Wer nun aber gedacht hätte, dass der Sieg in diesem unbeliebtesten aller Wettkämpfe nur über ihn gehen könne, sah sich getäuscht, denn kampflos wollte Philipp diese Wertung nicht an Herrn Moskopp gehen lassen, weswegen er kurz nach der Abfahrt ebenfalls platt fuhr, womit es nur noch 1:2 stand.

Diese Form von Aufmüpfigkeit eines Jungspundes konnte und wollte Herr Moskopp gleichwohl nicht auf sich sitzen lassen und er stellte nach wenigen Kilometern auf dem wunderschönen Maare-Mosel-Radweg, den wir nun aber aus südlicher Richtung befuhren, den alten Zwei-Platten-Abstand wieder her. Zwei Plattfüße an einem Tag müssen auch erstmal geschafft sein. „Glückwunsch, Herr Moskopp“ sollte Antonio, der einzige Realschüler in unserem Team, in der abendlichen Tagesbesprechung resümieren, „Sie haben im Schnitt jeden Tag einen Platten.“ Tja, wer den (Reifen-)Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. Bei diesen sagenhaften mathematischen Fähigkeiten ist seine sehr gute Zensur im Fach Mathematik gleichwohl keine Überraschung.

Anders als in den Tagen zuvor war uns Petrus nicht vollends wohl gesonnen und so öffnete der Himmel kurz vor dem Erreichen unserer Verpflegungsstation in Kerpen kurzzeitig seine Schleusen. Zum Einen war der Regenguss aber nicht von Dauer und zum Anderen gilt für Bewegungsfreunde, welche ihren Sport im Freien ausüben, das alte Campermotto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.“ Während der Mittagspause stand auch die Teilung der Gruppe an, denn die fitteren und motivierteren Radlerinnen und Radler sollten noch einen kleinen Abstecher ins nahegelegene Ahrtal antreten, welches sich im Zuge der Tour de Ahrtal (weder dem frankreichaffinen Schreiber, noch den Französisch-Kolleginnen dürfte einleuchten, warum der Apostroph-Zwang in diesem Fall außer Kraft gesetzt werden kann und es nicht Tour d’Ahrtal heißt – mon dieu!) über einen autofreien Sonntag freuen konnte. Es versteht sich von selbst, dass die Gruppe geschlossen die Herausforderung „längste Touretappe“ antrat. Verständlich, bedeutete der Abstecher ins Ahrtal doch eine Art Heimspiel. So konnte auf der Strecke von Ahrhütte bis zur Abzweigung nach Ripsdorf das ein oder andere bekannte Gesicht aus der Gesamtschule begrüßt werden.

Der Weg hoch nach Ripsdorf stellte die bis dato anspruchsvollste Prüfung für das Feld dar und bot eine willkommene Möglichkeit für alle Bergziegen, sich endlich mal nach Herzenslust auszutoben. An der saftigen Steigung zeigte sich das Team Eifel stets im vorderen Teil des Feldes und vor allem Alex und Toni schienen hervorragende Beine zu haben und nahmen die Rampe scheinbar mühelos.

Auf der Höhe angekommen genossen wir die Höhenluft und setzten unseren Weg euphorisiert gen Jünkerath fort. Bedingt durch die Sperrung der Bundesstraße B 258 waren auch die Zufahrtsstraßen kaum zu befahren, was das Fahrvergnügen nochmals nachhaltig erhöhte. In Jünkerath angekommen, gab es ein großes „Hallo“, denn viele Eltern nahmen ihre Kinder dort in Empfang und ließen sich aus erster Hand von den bisherigen Taten berichten.

Der schön zu befahrene Kylltalradweg, welcher ebenfalls auf dem Boden einer alten Bahntrasse entstanden ist, führte uns, unterstützt von kräftigem Rückenwind, im Nu in unser Etappenziel Prüm.

In der allabendlichen Besprechung des Tages waren die Betreuer des Teams erleichtert, als Philipp sich dahingehend äußerte, dass der heutige Tag anstrengend gewesen sei.

Text: Moskopp