19. Fairplaytour: Teil 5 „Mehr drauf als nur Schminke“ 29.06.2017

  1. Juni 2017

Team Eifel – Mehr drauf als nur Schminke

Die heutige Etappe stellte in zweierlei Hinsicht eine besondere dar. Zum Einen durfte nach dem gestrigen Quasi-Ruhetag wieder eine dreistellige Kilometeranzahl absolviert werden, was selbst für erfahrene Fahrrad-Haudegen stets etwas Besonders ist. Angesagt ist in diesem Fall neben einer adäquaten renntaktischen Vorbereitung („Die nächste Etappe ist immer die schwerste“) auch eine entsprechende mentale Vorbereitung („Nach dem Berg ist vor dem Berg.“) und natürlich auch eine angemessene ernährungsphysiologische Vorbereitung. Die Vorbereitungen müssen also stimmen.

Dass Niki und Felix den Ernst der Stunde erkannt hatten und mit der nötigen Professionalität  vorgingen, zeigte sich anhand ihrer Getränkezusammenstellung: Neben den paar Löffeln Kakaopulver, die sie in ihre Tassen füllten (oder waren es Suppenkellen?), konnten sich sogar noch ein paar Schlücke Milch den Weg in die frei gebliebenen Zwischenräume bahnen. Energie kommt halt nicht von ungefähr.

 

KiKa gucken: 04. Juli 2017—20:00 Uhr

Zum Anderen wurden wir von einem Fernsehteam des KiKa begleitet, welches einen Einblick in die Geschehnisse rund um die Fairplaytour bekommen wollte, um daraus einen Filmbeitrag zu produzieren. Das Resultat kann man sich am Dienstag, 04.07. um 20:00 Uhr im Rahmen der Sendung „Kika Live“ zu Gemüte zu führen (Tipp: Unbedingt ansehen!). Von brennendem Interesse war im Kreise der Kinder natürlich die Frage, ob Jess, so der Name der Moderatorin, die Strapazen der ganzen Strecke auf sich nehmen würde. Philipp äußerte dazu einen Verdacht: „Das glaube ich nicht. Die hat doch eh nichts drauf, außer Schminke!“  Die Chronistenpflicht des Autors verlangt, diese Einlassung zu erwähnen, seine häusliche Erziehung gleichwohl, jene unkommentiert zu lassen.

 

Die Kilometer purzeln reihenweise

Auf dem Weg zu unserem ersten Zwischenstopp in Schengen purzelten die Kilometer wieder reihenweise. Verantwortlich dafür war – wie an allen vorherigen Tagen auch – Betreuer Norbert Meyer, der seine insgesamt siebte Fairplaytour absolviert. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk spulte Mr. Zuverlässig die Kilometer runter und sorgte mit seiner ruhigen und konstanten Fahrweise wie immer dafür, dass Gruppe 8 als kompakte Einheit durch die Lande brauste.

Nach zwei Stunden Fahrzeit hatten wir nun die Weinberge der Mosel erreicht und konnten uns auf einer kurvenreichen Abfahrt ins Tal schwingen. Hier erfuhren die Kinder  in einem Anflug von fächerübergreifendem Unterricht die Gesetze der Fliehkraft am eigenen Leib. Dank dieser praktischen Erfahrungen physikalischer Gesetzmäßigkeiten ist davon auszugehen, dass die Verleihung des MINT-Siegels an unsre Schule nur noch eine Formalie sein wird. Faszinierend, diese moderne Didaktik.

Für die jüngeren Semester ging es auch sogleich fächerübergreifend weiter, denn in Schengen angekommen, welches im Dreiländereck Luxemburg – Frankreich – Deutschland liegt, gab es eine kleine Einführung in die Symbolträchtigkeit jenes Ortes. Die Ratifizierung des „Schengen-Abkommens“ im Jahre 1985 sorgte dafür, dass die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ab dem Jahre 1990 sukzessive auf Grenzkontrollen verzichteten. In den Augen des Verfassers ist es die Aufgabe einer solchen schulischen Veranstaltung stets auch, das Selbstverständliche immer wieder als eben nicht selbstverständlich in Erinnerung zu rufen und für die Wahrung derartiger Errungenschaften einzustehen. Man mag und muss gewisse Phänomene innerhalb der Europäischen Union wie u.a. die ausufernde Brüsseler Bürokratie oder das strukturelle Demokratiedefizit berechtigterweise kritisieren, aber in den Augen des Verfassers sollten wir im Sinne der Völkerverständigung nicht hinter gewisse humanitäre Standards, wie eben offen Grenzen, zurücktreten. Eben hierzu leistet auch die Fairplaytour ihren Beitrag.

 

Anspruchsvollster Anstieg der Tour

Nach der Auffrischung in Sachen Völkerverständigung überquerten wir die Mosel und befanden uns fast unbemerkt wieder in Deutschland (Wo Menschen unterschiedlicher Nationalitäten auf solch engem Raum zusammenleben, mutet es fast grotesk an, diese Tatsache der Länderentscheidung zu erwähnen). Am anderen Ufer in Perl angekommen, wartete mit 350 zu überwindenden Höhenmetern der anspruchsvollste Anstieg der gesamten Tour auf uns. Letztlich sollte sich aber herausstellen, dass auch dieser nur mit Wasser kocht.

Bei Steigungswerten bis zu 9% schraubten sich die Kinder des Eifel-Teams in die Höhe. Hier war insbesondere bei Alex keinerlei Anstrengung zu erkennen. Ohne eine Miene zu verziehen kurbelte der Eismann den Berg hinauf und hätte das Tempo wahrscheinlich noch bis zur Höhe der Zugspitze weiter durchgezogen, wenn dies die Streckenführung zugelassen hätte. Oben angekommen, genossen wir sowohl Höhenluft als auch die Aussicht, um uns wenig später voller Wagemut in die saftige Abfahrt gen Merzig zu stürzen, wo unsere Verpflegungspause anstand.

Nach kurzer Erholung waren nun immer noch 50 Kilometer bis zum Etappenziel der saarländischen Landeshauptstadt zu absolvieren. Der Weg dorthin führte uns entlang jenes Flusses, der Namenspatron des erwähnten Bundeslandes ist (kleiner Tipp der Redaktion: Es sind weder Rhein, Mosel, noch Neckar).

 

Ungezählte kirschgrüne Ampeln

Da Wetterminister Felix für den letzten Tagesanschnitt Rückenwind bestellt hatte, kachelten wir was das Zeug hielt den Fluss in Richtung Saarbrücken hinauf und erreichten nach schlanken sechs Stunden im Sattel und 118 Kilometern auf dem Tacho das Etappenziel Sportschule. Für die letzten Meter erwies sich das Fahren im Gruppenverband mal wieder als großer Vorteil, denn wie Hanna treffend feststellte, blieb für uns das Überfahren ungezählter kirschgrüner Ampeln ohne Konsequenzen. Für ihren Tandem-Co-Piloten Nicholas bleibt einzig die Hoffnung, dass sie sich diese neue Angewohnheit bis zu ihrer Führerscheinprüfung in ein paar Jahren wird abgewöhnt haben.

Nachdem wir den letzten Hügel erklommen hatten, erwartete uns ein üppiges Abendbuffet, welches neben den obligatorischen Erzeugnissen aus Hartweizengrieß und einer Sauce mit Ursprung aus der Hauptstadt der Emilia-Romagna (Bologna ist auch für nicht Fleischesser immer eine Reise wert, wie der Schreiber dieser Zeilen aus eigener Erfahrung zu berichten weiß) auch mit einem saftigen Salatbuffet aufwarten konnte. Dies erfreute nicht nur Vitaminminister Phil, sondern auch sämtliche Bergziegen im Kreise des Tourtrosses.

Des Abends blieb für den Tagebuchschreiber die erfreuliche Erkenntnis, dass das Auspacken und Bespielen einer Gitarre auch für die Generation Smartphone immer noch eine derartige Faszination ausübt, dass sowohl das sinnentleerte Spielen von Online-Spielen als auch das Verlieren in angeblich sozialen Netzwerken zumindest für einen Moment eingestellt wird und man tatsächliche Gemeinschaft genießt.