19. Fairplaytour: Teil 6 „Team Eifel gründet Sektion Triathlon“ 30.06.2017

  1. Juni 2017

Radfahren alleine macht auch nicht glücklich – Team Eifel gründet Sektion Triathlon

Während sich die Kolleginnen und Kollegen des Lehrkollegiums am heutigen Tage in der nördlichsten Stadt Italiens fortbildeten, stand für uns die vorletzte und offiziell kürzeste Touretappe auf dem Tagesplan.

 

„Radfahren ist doch viel besser als schulfrei“

Die Tatsache, dass seine Klassenkameraden im Gegensatz zu ihm einen unterrichtsfreien Tag verbringen konnten und einige wenige Teilnehmer sich darüber echauffierten, rang Phil nicht mehr als ein müdes Lächeln ab: „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Radfahren ist doch viel besser als schulfrei.“ Hätte es aus Schülersicht je eines Beweises über den Erfolg der Tour bedurft, so sollte er kraft dieser Aussage erbracht worden sein.

Der heutige Tageabschnitt führte uns mit dem Zwischenziel Frankreich ins dritte ausländische Staatsgebiet. Die 20 Kilometer bis zur französischen Grenze legten wir erneut an der Saar zurück. Da uns ein moderater Gegenwind begleitete, wehte uns schon lange vor Grenzübertritt der Duft von frischgebackenen Baguettes und Croissants um die Nase. In Saargemünd angekommen, wurden wir vom Bürgermeister freundlich empfangen, der auf Initiative Herbert Ehlens bekundete, sich dafür einzusetzen, dass im kommenden Jahr auch ein französisches Team die Fairplaytour mit ihrer Anwesenheit bereichert. Ähnliches tun

Teams aus den anderen Gebieten der Großregion (Luxemburg und Wallonien) zumindest etappenweise schon seit geraumer Zeit.

 

Der Wind blies im Vallée de Blies

Kurz hinter Saargemünd bogen wir ins Vallée de Blies ein, wo der Wind dem Namen des Tals alle Ehre machte und kräftig von hinten blies. Den kurzen Abstecher über französisches Terrain (es ist zu vermuten, dass der Franzose an sich den Deutschen um seine Umlaute beneidet, ermöglichten jene ihm doch die standesgemäße Schreibweise Terräng) nutzten wir natürlich dazu, um unsere Mentalitätsreserven aufzufüllen. Insbesondere die dichte Bewaldung entlang der ehemaligen Bahntrasse (und täglich grüßt dieser schon längst nicht mehr geheime Geheimtipp, welcher sich zu einem Favoriten des Schreibers gemausert hat) trieb den Endorphinspiegel bei allen Beteiligten in die Höhe und animierte unsere Gruppe zu Sangesleistungen allererster Güte. Es ist nicht übermittelt, ob Anthony Modeste in seiner Heimat an der Strecke dem Geschehen beiwohnte, aber unabhängig davon wurde ihm gesanglich mehrfach gehuldigt.

 

Steile Rampen und Gefälle

Nach 50 Kilometern legten wir eine kurze Verpflegungspause ein, um anschließend die wenigen Restkilometer in Angriff zu nehmen. Waren bisher noch keinerlei anspruchsvolle Steigungen zu bewältigen, sollte sich dies spätestens mit dem Erreichen Neunkirchens ändern: Immer wieder wechselten sich steile Rampen mit Steigungswerten um die 10% mit Passgagen ab, welche ein entsprechendes Gefälle aufwiesen. An den kurzen, giftigen Anstiegen wurde erneut fächerübergreifender Unterricht betrieben, denn hier kamen nicht unerhebliche Mentalitätsunterschiede in Sachen Übersetzung zum Tragen: Während diese – stets im Sattel verbleibend – eine dicke Mühle den Berg hinauf wuchteten, kurbelten jene im Stile einer Nähmaschine die Anstiege hinauf. Streng genommen könnte man das Thema Übersetzung gar zu einer regelrechten Glaubensfrage „hochsterilisieren“ (so einst Ex-Fußballer Bruno Labbadia), womit ein weiteres Feld fächerübergreifenden Lernens bedient wäre.

Unabhängig davon erreichten wir nach 75 Kilometern fit und munter unser Etappenziel, wo uns auf dem wunderschönen Rathausplatz ein mehr als herzlicher Empfang bereitet wurde. Sowohl Bürgermeister Holger Schäfer als auch insbesondere Landrat Sören Meng, der die heutige Touretappe auf einem Teilstück begleitete, waren ihre aufrichtige Begeisterung für die Fairplaytour anzumerken. Wirft man politischen Reden ja oftmals und zu Recht Leblosigkeit und Phrasendrescherei vor, begegnete uns hier ein erfrischendes Beispiel an Authentizität und Bürgernähe. Abgerundet wurde dies mit der Einladung ins örtliche Freibad bzw. auf ein Eis in die örtlichen Eisdielen.

 

Katharine und Herr Moskopp verprügeln das Wasser

Diese Kombination an Gastgeschenken kam natürlich wie gerufen, denn einerseits hatte die Etappe das Team nicht ausreichend fordern können, was durch das Schwimmen nun gewährleistet sein sollte (irgendwas muss ja dafür sorgen, dass die Kinder abends während des Zähneputzens einschlafen) und zum Thema Eis erübrigt sich jede weitere Begründung. Dass aus dem ursprünglichen Plan des Schwimmens ungeplanterweise ein Triathlon wurde, ist den unzureichenden Navigationskenntnissen des gesamten Teams zu verdanken, der jedem Geographen die Zornesröte ins Gesicht getrieben hätte. Nachdem wir also nach einigem Suchen das feine Freibad gefunden hatten, wurden die während der Woche erworbenen Techniken der Kurvenbewältigung auf die Wasserrutsche übertragen, während Katharina und Herr Moskopp noch einen halben Kilometer lang das Wasser verprügelten.

Katharina ist ein passendes Beispiel für den engen Austausch zwischen den jeweiligen Gruppen, denn eigentlich ist sie Mitglied in Herbert Ehlens Team, aber durch die gemeinsame Vorbereitung bestand – ebenso wie zu anderen Teilnehmern – schon vor der Tour ein engerer Kontakt zum Team aus der Eifel, weswegen die offizielle Trennung der jeweiligen Teams de facto nicht besteht.

Dass die Fairplaytour als eine Art große Familie bezeichnet werden kann, zeigte sich des Abends rund um den Versorgungs-LKW, wo es zu einer regelrechten Mentalitätsexplosion kam, denn Betreuerinnen und Betreuer, die sich teilweise schon seit Jahren kennen, schunkelten gemeinsam zu kölschen Tön‘ und feierten so den vierzigsten Geburtstag einer Betreuerin und auch das nahende Ende der 19. Fairplaytour (und tun dies beim Schreiben dieser Zeilen immer noch).