Gesamtschule Eifel startet in 20. Auflage der Fairplaytour Tag 1 – 5

„Wir folgten einem Stern!“ – Tag 1

Sprach die Sportwelt in den letzten Wochen fast ausschließlich von einem singulären Event, gibt es für wahre Kenner der Branche lediglich ein Ereignis von Belang, welches zudem noch ohne jedwede Form von Korruption, ausufernder Kommerzialisierung oder ähnlichen Zwielichtigkeiten auskommt: Die Fairplaytour.

 

Von der rheinischen Mentalität

Nachdem die Gesamtschule Eifel bei der letzten Ausgabe ihre Premiere bei jener Etappenfahrt für Solidarität und Menschlichkeit gefeiert hatte, war quasi mit Überquerung der Ziellinie im letzten Jahr klar, dass wir auch in diesem Jahr 2018 an den Start gehen würden. Da der Verfasser dieser Zeilen gebürtig aus einer schönen Stadt am Rhein stammt – Düsseldorf ist es nicht – in der alles, was man zweimal getan hat, zu einer Tradition wird, dürfte der weitere Weg der Gesamtschule Eifel in Sachen Fairplaytour vorgezeichnet sein: Alles andere als eine dauerhafte Teilnahme dürfte sämtliche Fachleute in Mentalitätsfragen berechtigterweise unwiderruflich erzürnen.

 

Gelingt die Titelverteidigung „Plattenmeister“?

Das ohnehin schon starke Team des letzten Jahres konnte mit vier entwicklungsfähigen Fahrern punktuell verstärkt werden, wodurch davon auszugehen sein dürfte, dass die drei Abgänge kompensiert werden können.

Im Vorfeld der Tour galt es natürlich die spannende Frage zu diskutieren, ob Herr Moskopp seinen im letzten Jahr mühsam errungenen Titel des Plattenmeisters würde verteidigen können oder ob Philipp, sein ärgster Konkurrent aus dem Vorjahr, ihn dieses Mal würde ausstechen können. Einen ersten Fingerzeig sollte es auf der heutigen Etappe (15. Juni 2018) bereits geben, aber dazu später mehr. Möglich erscheint jedoch auch, dass den beiden Streithähnen im weiteren Verlauf noch anderweitig Konkurrenz gemacht werden könnte. Es gibt da gewisse Insidertipps.

 

Der Start zur frühen Morgenstunde

Das Ziel der heutigen Sternfahrt, Bitburg, bot den nicht zu verachtenden Vorteil, dass es von Blankenheim aus bequem auf unserem allerliebsten Fortbewegungsmittel zu erreichen sein würde. Dazu war in den Morgenstunden um Viertel vor acht zum Treffpunkt an der Schule aufgerufen worden, damit der Start dann um Viertel nach neun erfolgen könne. Dabei kann man die Angabe der Uhrzeit im Grunde als völlig unerheblich betrachten. Hätte man der Gruppe im Vorfeld gesagt, dass die Abfahrt um fünf Uhr erfolgen würde, wären die ersten Kinder wohl schon um kurz nach vier in der Nacht auf dem Busbahnhof des Schulzentrums in Blankenheim eingetrudelt, derart groß war die Vorfreude der Pedaleure.

 

Dringende Appelle und Menschenbildner

Bevor wir aufbrechen konnten, richtete Kollege Tornow aber noch einen dringenden Appell an uns: Wir sollten doch bitte nach Möglichkeit die Augen nach einem Flügelspieler für den Doublesieger von 1978 offen halten, ansonsten sähe er für das abermalige Projekt Wiederaufstieg schwarz. Der ursprünglich für diese Position auserkorene Herr Geisler hatte sich letztlich doch dazu entschieden, lieber weiterhin pädagogisch tätig zu sein und Menschen zu bilden. Guter Mann!

Nach dem großen Abschiedsbahnhof auf dem Sportplatz, bei dem ein Großteil der Schülerschaft Spalier stand, den Teilnehmern aufmunternden Applaus spendete und der Schreiber der festen Überzeugung war, dem Gesichtsausdruck von Frau Schumacher ein gewisses Bedauern darüber entnommen zu haben, dass sie sich nicht als betreuende Lehrkraft gemeldet hatte, konnte es also endlich losgehen. Doch bereits nach gut zwei gefahrenen Kilometern galt es die erste – wohl bemerkt – planmäßige Pause einzulegen, um die Reisegruppe aus Bad Münstereifel zu treffen, welche mit dem St.-Michael-Gymnasium erstmalig an der Fairplaytour teilnahm. Von jener Bildungsinstitution wird auf den folgenden Etappen noch zu reden sein, möglicherweise sogar unter Preisgabe bisher unbekannter Details über den Verfasser dieser Zeilen.

 

Gewichtsreduktion und Energieriegel

Auf der kurzweiligen, einstündigen Fahrt gen Jünkerath, wo unsere Gruppe erneut anwachsen sollte, besaßen Phil und Paul die Muße, gegenseitige Tipps über Möglichkeiten der Gewichtsreduktion am Fahrrad auszutauschen. Im Gegenzug soll gleichwohl nicht unerwähnt bleiben, dass zumindest Phil seine zahlreichen Einsparungen durch eine enorme Anzahl an Energieriegeln im Rucksack – man munkelt, es handele sich dabei um eine dreistellige Zahl – mindestens kompensierte. Dies – so sei lobend erwähnt – ist auch eine Form von Fairplay.

 

An den Ufern der Kyll

Als wir die Ufer der Kyll erreichten, wurde uns allen augenscheinlich klar, dass der Klimawandel mit seinen zunehmenden Wetterextremen doch kein Hirngespinst fundamentalistischer Sektierer ist, sondern ernst zu nehmende Realität, denn der Wasserspiegel war noch immer erheblich.

 

Handeln Sie! Jetzt! Ausrufezeichen!

Der Optimist erkennt in jeder Bedrohung gleichwohl auch eine Chance und so fragte sich ein passionierter Freiluft-Aktivist innerhalb der Gruppe, wann denn die Gesamtschule Eifel endlich eine Kanu-AG gründen wird. Frau Braun: Handeln Sie! Jetzt! Ausrufezeichen!

Unabhängig davon schlängelten sich mehr oder weniger große Schlingelinnen und Schlingel entlang des malerischen Kyllradwegs gen Gerolstein. Verfolgt wurden sie dabei vom Regionalexpress der Linie 22, welcher sich mehr schlecht als recht durch das Kylltal mühte. Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit erreichten wir schließlich Gerolstein, wo wir eine kleine Pause einlegten und auf eine Radgruppe aus Prüm warteten.

 

Gerolsteiner Dolomiten

Die Pause nutzte der Verfasser zum Einen dazu, einen Blick auf die Gerolsteiner Dolomiten zu werfen, welche vor Urzeiten auf der gegenüberliegenden Seite des Bahnhofs senkrecht in die Landschaft gestellt worden waren (bei der zunehmenden Reduktion von Komplexität mit Blick auf schulische Inhalte wird diese Erklärung sicher eines Tages als legitime Erklärung in einer Leistungsüberprüfung geographischer Sachverhalte akzeptiert werden müssen). Gleichzeitig stellte sich dem Verfasser dabei die Frage, warum er denn mit seinem geschulten Adlerblick nicht Frau Wallraff dort hoch oben in der Wand erblicken konnte.

Gedankenverloren bemerkte er dabei gar nicht, wie sich die nun schon recht große Gruppe wieder in Bewegung gesetzt hatte und fröhlich winkend an ihm vorbei radelte. Nun galt es sich aber zu sputen, um den Anschluss nicht zu verlieren.

 

Veritable Ortschaften

Auf dem weiteren Weg in Richtung Süden gewannen wir Gewissheit darüber, dass Ortschaften wir Mürlenbach und Densborn nicht nur als Bahnhaltepunkte, sondern als veritable Ortschaften mit Häusern, Schildern und Einwohnern existieren. Weniger gewiss waren wir uns allerdings mit Blick auf den sagenumwobenen Doppelort Usch-Zendscheid, dessen Bahnhof wir zwar ausmachen konnten, den dazugehörigen Ort hingegen nicht.

Obig erwähnter Regionalexpress machte seinem Namen im Übrigen mitnichten Ehre, denn das finale Überholmanöver gelang in unseren Augen nur, weil wir an einem geschlossenen Bahnübergang warten mussten. Eine fragwürdige Auslegung des Fairplaygedankens.

 

Die Hügel kommen

Mit dem Erreichen Kyllburgs war es mit dem bis dato fast ausschließlichen Radeln bergab dann auch vorbei und nun wurde die Landschaft endlich ein wenig hügeliger. Die bisher gesparten Kraftreserven wollten Hanna und Norbert scheinbar nicht tatenlos verkommen lassen, denn sie traten in den ersten Rampen derart kräftig in die Pedale, dass die Kette ihres Tandems absprang, was zwangsläufig zur Folge hatte, dass sie bis auf die nächste Anhöhe schieben mussten, denn wer schon einmal versucht hat, mit einem Tandem in einem Steilstück anzufahren, weiß, dass dies ein Unterfangen ist, welches nur mit mäßigen  Erfolgsaussichten versehen ist.

 

Irgendwann. Morgen. Vielleicht

Auf den hügeligen und kurvigen, kleinen Sträßchen, welche wir bis zum Etappenziel Bitburg befuhren, wurden wir erneut Zeuge dessen, dass die Niederschlagsmengen in den letzten Wochen nicht unerheblich gewesen sein können, denn insbesondere die steileren Stücke waren mit nicht unerheblichen Geröllmengen versehen. Auch hier ist erneut zu bezweifeln, dass sie irgendjemand einfach so da hingelegt hat. Aber bald fangen wir bestimmt einmal an, ernsthafte Maßnahmen in Sachen Klimaschutz zu treffen. Irgendwann. Morgen. Vielleicht.

 

Philipp – der Plattenmeister?

Nach dreiundneunzig klimafreundlichen Kilometern und einer Fahrzeit von gut viereinhalb Stunden erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein schließlich Bitburg. Dies allerdings dezimiert, denn kurz vor dem Ziel bekräftigte Philipp, dass er dieses Jahr mit dem Angriff auf den Titel des Plattenmeisters ernst machen wird und ging in der gesamtschulinternen Wertung mit 1:0 in Führung.

 

Die Eigenheit des gemeinen Radfahrers

Bei der anschließenden Bewertung der Schwierigkeit der Etappe waren sich alle teilnehmenden Kinder unserer Gruppe einig, dass diese Distanz nicht zum Anspruchsvollsten gehört hat, was sie je auf zwei Rädern bewältigt haben. Bei aller Freude über den erfolgreichen Auftakt blieben als kleiner Wermutstropfen lediglich die noch fehlenden sieben Kilometer zur Dreistelligkeit. Hier ist der gemeine Radfahrer ausnahmsweise ein bisschen eigen, in den Augen des Autors allerdings völlig zu Recht, denn für die Psyche eines 100m-Sprinters macht es ja auch einen erheblichen Unterschied, ob er nun 10,0 oder 9,9 Sekunden für die Königsdisziplin der Leichtathletik benötigt. Glücklicherweise war Hobbypsychologe Moskopp dann aber im weiteren Verlauf des Abends nicht als Seelentröster ob der fehlenden sieben Kilometer gefragt, zumal wir die Strecke zur kurzweiligen Begrüßung der Tourteilnehmer im Zentrum der Stadt erneut mit dem Drahtesel zurücklegten und die Gesamtstrecke mehr als siebentausend Meter betragen haben muss.

 

Kraftreserven für die Turnhalle

Nichtsdestotrotz kann sich der Urheber dieses Tagebucheintrags des Eindrucks nicht erwehren, dass einige Kinderinnen und Kinder auf der heutigen Etappe nicht ausreichend gefordert worden sind, denn nach dem Stillen eines nicht unerheblichen Kohldampfs verfügten selbige noch über ausreichend Kraftreserven, um sich in der ansässigen Turnhalle nach Herzenslust zu balgen. Zum Glück kommt die nächste Etappe schon morgen und bald werden auch die Anstiege zahlreicher werden. Irgendwann muss man ja schließlich einmal den Schlaf des Gerechten (Symbolfrage eines beliebigen Schülers: „Hä, seit wann sind Lehrer gerecht?!“) schlafen. Irgendwann.

Sauer macht lustig – Die Fairplaytour erreicht Luxemburg – Tag 2

 

Während sich so mancher ihrer Klassenkameraden wohl noch gemütlich im Bett gesuhlt haben mag, war für Paul und Phil die Marschrichtung am frühen Samstagmorgen klar: Um viertel nach fünf in aller Herrgottsfrüh verkündete Paul laut Zeugenaussagen im Brustton der Überzeugung, dass in einer halben Stunde Abfahrt der ersten Touretappe sei. Damit war natürlich auch sonnenklar, dass für den Rest des Teams ans Weiterschlafen kein Gedanke zu verschwenden sei. Dem Verfasser dieser Zeilen musste von dieser im Grunde nicht überraschenden Begebenheit erst erzählt werden, da er die Nacht wie gewöhnlich im Freien verbrachte und sein Aufstehen um kurz nach sechs folglich eine Verspätung bedeutete. Die Sauerstoffreserven in einer Turnhalle, die von einer dreistelligen Anzahl Menschen des Nachts zum Schlafen bevölkert werden, sind einfach kein sonderlich überzeugendes Argument für das Aufschlagen eines Nachtquartiers dort. Darüber hinaus munkelt man, dass das Schlafen unter sternenklarem Himmel gut fürs Karma sei.

 

Fahren unterm Baumdach

Jedweder Spiritualität abhold ging es dann aber um kurz nach 9:00 Uhr ganz hand- beziehungsweise trittfest los. Die ersten Kilometer führten uns dabei, wie im letzten Jahr bereits erfreulich oft erlebt über eine zurückgebaute Bahntrasse, welche in diesem konkreten Fall von dichtem Baumbewuchs gesäumt war, was das Fahren unter einem dachähnlichen Konstrukt suggerierte. Da wir uns zudem bergab fortbewegten, musste nur unwesentlicher Tretaufwand geleistet werden. Ob eigentlich in ferner Zukunft auch einmal mit dem Rückbau wenig befahrener Autobahnen zu Gunsten von Radwegen begonnen werden wird?

 

In Wolfsfeld wird ein Schuh daraus

Kurz vor Wolfsfeld verließen wir dann für kurze Zeit den Radweg, um die Bundesstraße zu überqueren. Wäre die Erwähnung dieser vordergründigen Randnotiz im Grunde nur ein müdes Achselzucken wert, wird unter Bezugnahme auf die persönliche Verbindung des Autors zu Wolfsfeld ein Schuh daraus: Es begab sich kurz nach dem Ablegen der Reifeprüfung des Schreibers, als er sich ein gebrauchtes Auto zulegte. In der Hochphase seiner Verehrung für die epischen Gitarrensoli von Dire Straits-Frontmann Mark Knopfler sollte ihn und seinen besten Freund ein wohlverdienter Urlaub in die französische Provence führen. Als alter Sparfuchs war klar, dass er den Weg in den Süden mit einem Tankstopp im Tank-Paradies Luxemburg verbinden würde. Dem einkalkulierten Trockenfahren (wer verkauft schon ein Auto mit vollem Tank?!) wurde insofern entgegengewirkt, als dass ein prall gefüllter Reservekanister im Kofferraum des Polo II auf seinen Einsatz wartete. Kurz nach Passieren des erwähnten Örtchens fing der Motor dann an zu ruckeln, bevor er wenige Augenblicke später aus ging. Die rasche Weiterfahrt schien eine reine Formalie zu sein, bis es dann an das eigentliche Befüllen des Tanks gehen sollte, denn der Tankverschluss war mit einem Schloss versehen, dessen Schlüssel der Maturant natürlich nicht bei sich trug. Folglich musste in den frühen Morgenstunden Vater Moskopp per Handy – die Gerüchte, dass es nach wie vor das selbe Tastenhandy ist, welches Pauker Moskopp immer noch bedient, müssen ins Reich der Fabel verwiesen werden – aus dem Bett geklingelt werden, um herauszufinden, ob es den benötigten Schlüssel an seiner Pinnwand nicht doch gab. Natürlich war dem so, also galt es im weiteren Tagesverlauf auf die Ankunft des Objekts der Begierde zu warten. Jenes brachte Vater Moskopp auch, allerdings unsicher, ob er die ungenügende Reisevorbereitung seines Sohnes mit einem Lachen oder Weinen quittieren solle. Nach gut anderthalb Stunden des Wartens konnten die zwei Reisefreudigen die Reise dann unbeschwert, aber um eine Anekdote fürs Leben reicher, fortsetzen.

 

Von den Irreler Wasserfällen bis zur Sauer

Nachdem wir wenig später die Schönheit der Irreler Wasserfälle bezeugen konnten, welche sich hervorragend zum Paddeln eignen sollen – Frau Braun stellt an dieser Stelle fest, dass die gestrige Anregung, doch in Bälde eine Kanu-AG an der Gesamtschule Eifel einzurichten keine Äußerung aus einer Laune heraus gewesen ist – führte uns die weitere Streckenführung an den deutsch-luxemburgischen Grenzfluss Sauer. Auf der luxemburgischen Seite angekommen, stellten wir schnell fest, dass der gemeine Einheimische seinen Samstagmorgen im Gegensatz zu seinem Pendant am anderen Flussufer in der Regel nicht mit einer Spazierfahrt in einem Automobil einläutet. Ein Erklärungsansatz dafür, was er stattdessen so tut, folgt auf dem Fuße. Die prall gefüllte Sauer lustig abwärts radelnd, nährten wir uns flugs der Drei-Flüsse-Stadt Wasserbillig. Ob hier der Name Programm ist, konnten wir nicht herausfinden, war aber auch nur von minderem Interesse, da wir wenig später in Mertert unsere Mittagspause einlegten.

 

Durch Horden von Anglern

Bevor wir diese beginnen konnten, bahnten wir uns jedoch  erstmal den Weg durch Horden von Anglern, welche auf der luxemburgischen Seite Petris Heil suchten.

Frisch gestärkt, begaben wir uns nach exakt der Hälfte der heute zu absolvierenden Tageskilometer auf den nun folgenden anspruchsvolleren Streckenabschnitt.

 

Bergziegen freuen sich

Alle Bergziegen im Team waren froh, dass sie nun einmal mehrere Kilometer am Stück bergwärts fahren konnten. Nicht alleine diese Tatsache entlockte einigen Mitgliedern der Gruppe Äußerungen des Jauchzens, sondern auch das enge Tal der Syre, der dichte Baumbewuchs samt gespendetem Schatten veranlasste naturaffine Zeitgenossen zu wahren Begeisterungsströmen und tollkühnen Aussagen, dass dieses Gesamtgebilde ja sogar besser sei als Unterricht.

 

In Wecker

Auf dem Gipfel der Erhebung angekommen erreichten wir das Dörfchen Wecker, dessen deutsche Übersetzung ebenfalls Wecker lautet. Es ist hierbei weder überliefert, ob Konstantin anwesend war, um berechtigterweise soziale Missstände anzuprangern oder ob zu den vielen Sprachen, die Frau Tschernoster beherrscht, auch das – aus deutscher Engstirnigkeit betrachtet – ulkig anmutende Letzeburgisch gehört.

 

Mit der Bienenfrage im Kopf nach Bertrange

Auf den hügeligen Radwegen, welche uns langsam, aber beständig gen Ziel führten, merkte Philipp beim Betrachten eines Insektenschutzmittel verteilenden Landwirts in den Augen des Verfassers berechtigterweise an, dass jene Maßnahme zur Effizienzsteigerung ja unter anderem dafür verantwortlich sein könne, dass beispielsweise Bienenpopulationen in ihrer Lebensweise nachhaltig eingeschränkt würden. Bei Frau Enting sei an dieser Stelle angefragt, ob diese steile These ihrer kritischen Prüfung standzuhalten vermag. Weitere ökologisch-ethische Themenkomplexe konnten im weiteren Verlauf allerdings nicht erörtert werden und so erreichten wir nach exakt neunzig Kilometern unseren Zielort Bertrange, gewissermaßen einem Vorort der Hauptstadt des Großherzogtums.

 

Gelungene Stadtplanung

Dank der Erfahrungen aus dem letzten Jahr war es zwar keine sonderlich große Überraschung mehr, dass Planung, Pflege und Ausstattung öffentlicher Einrichtungen in Luxemburg eine ganz andere Wertschätzung zu genießen scheinen als dies im Land der Dichter und Denker der Fall ist, allerdings führte das neuerliche Beispiel gelungener Stadtplanung dem Autor einmal mehr vor Augen, wie viel Potenzial für Lebensqualität und Zufriedenheit in ansprechend gestaltetem öffentlichen Raum doch stecken kann. Dabei riss den Autor der (alternative) Fakt aus seinen idealistischen Vorstellungen, dass für derartige Maßnahmen in Deutschland ja kein Geld vorhanden ist. Wichtig dabei ist doch immer zu verstehen, dass es sich bei derlei Begründungen nie um politische Entscheidungen handeln kann.

Die Kinder jedenfalls haben das Spielen in den abwechslungsreich gestalteten Parkanlagen sichtlich genossen.

 

Gar nicht angry in Engrey – Die Fairplaytour erreicht Belgien – Tag 3

 

Ein Unterfangen in der Größe der Fairplaytour kann nur funktionieren, wenn die Abläufe wohl durchdacht und entsprechend umgesetzt werden. Die Logistik, welche hinter der Tour steht, ist beeindruckend.

 

Vom Fegen der Turnhalle mit Haltung

Um auch unseren Teil zum reibungslosen Gelingen beizutragen, sorgten wir am heutigen Sonntag (17. Juni 2018) dafür, dass der LKW mit den Reisentaschen der Teilnehmer beladen und unser Nachquartier besenrein übergeben werden konnte. An dieser Stelle kann man die Halle natürlich irgendwie reinigen oder man kann es gut machen. Wenn es im Lehrberuf nach wie vor von Belang ist, Haltung zu vermitteln – die Tour setzt sich dieses Ziel beispielsweise in Form von Anstrengungsbereitschaft ganz explizit – kann man auch zum Fegen einer Turnhalle eine entsprechende Haltung einnehmen.

 

Bologna ruft: Maximalwerte, Schrittfrequenz und –länge, Besendruck

Diese äußert sich mitunter auch in der entsprechenden Fegetechnik. Um den Unrat unachtsamer Schülerinnen und Schüler möglichst zeitsparend zu beseitigen, ist es wichtig, das richtige Maß aus Schrittfrequenz und Schrittlänge, gepaart mit dem richtigen Druck auf den Besen zu finden. Gilt es bei den ersten beiden Komponenten stets einen Maximalwert zu erreichen, führt maximaler Druck auf den Besen nicht unbedingt zum Erfolg. Eine Auswirkung der Bologna-Reform war nicht nur das sukzessive Verdrängen von umfänglicher, mehrheitlich selbstbestimmter Menschenbildung (Universitas), sondern auch das inflationäre Entstehen bis dato völlig unbekannter Studiengänge. In diesem Zusammenhang ist also damit zu rechnen, dass der Studiengang International Cleaning Management schon bald kein Wunschtraum des Verfassers sein wird. Ein vorformuliertes Bewerbungsschreiben liegt schon in seiner Schreibtischschublade, sollte er es sich mit dem Lehrberuf über Kurz oder Lang anders überlegen. Doch beim Schreiben dieser Zeilen war er weiterhin noch derart zufrieden mit seiner Berufswahl, dass an eine berufliche Umorientierung noch nicht allzu viele Gedanken verschwendet wurden, insbesondere, da heute eine überaus interessante Etappe auf dem Zettel stand.

 

Der Tag der Großregion

Bevor wir in diese starten konnten, wohnten wir erst einmal dem Tag der Großregion bei, welchen die Stadt Bertrange mit einem überaus einfallsreichen und bunten Sportprogramm beging. Es mag vermessen klingen, die Großregion als das eigentliche Herz Europas zu bezeichnen, aber wenn man sich einmal vor Augen führt, welche bahnbrechenden Entscheidungen hier auf den Weg gebracht wurden – erinnert sei an dieser Stelle exemplarisch an das Schengen-Abkommen – und welcher reichhaltige Fundus an Kulturgütern hier beheimatet ist, klingt diese Behauptung vielleicht gar nicht so vermessen.

 

Rüffel für Alex

Unsere Unterstützung für die europäische Idee bekundeten wir dadurch, dass annährend das gesamte Tourfeld an einem fünf Kilometer langen Volkslauf unter dem Motto Bertrange bewegt sich teilnahm. Im Grunde also ein lockeres Einlaufen vor der eigentlichen Etappe.

Kurz nach dem Start holte sich Alex bereits den ersten Rüffel von seinem betreuenden Lehrer ab, da er seine Kette immer noch nicht geölt hatte. Materialpflege unter gleichzeitiger Reduzierung von Materialreibung sind eben hohe Güter. Insgeheim war er aber vielleicht gar nicht so erzürnt wie er vorgab, denn so würde es ihm nicht ganz so leicht fallen, ihn oder die anderen Teammitglieder abzuhängen.

 

Max‘ Öltank

Max hingegen hatte ordentlich Öl getankt und sich schon zum wiederholten Male ein Tattoo in Form eines Kettenblattes auf die Wade gezaubert.

Die ersten fünfunddreißig Kilometer verliefen eher weniger aufregend, dazu gab das Terrain schlichtweg nicht genug her. Nun allerdings warteten dreihundert zu bewältigende Höhenmeter auf uns und das ist schließlich kein Pappenstiel, Frau Spilles!

 

Über 500m NN

Hatten wir die ehemaligen Bahntrassen bis dato ausschließlich bergab rollend genießen dürfen, führte uns der weitere Streckenverlauf auf über fünfhundert Meter über Normalnull (NN). Im Anstieg wurden mal wieder gravierende Mentalitätsunterschiede in Sachen Radbedienung ersichtlich: Während Torben seine Nähmaschine mit aufs Rad genommen hatte und eine gefühlte Frequenz von hundertfünfzig Tritten pro Minute umsetzte, drehte Leo an den ganz großen Scheiben und teilte die Frequenz seines Nebenmannes durch drei. Trotzdem fuhren sie mit identischer Geschwindigkeit sicher bergan.

 

Der Chronist mit Weitblick

Nachdem wir die lange, aber gemäßigte Steigung erfolgreich hinter uns gebracht hatten, konnten wir nicht nur weit blicken, sondern insbesondere der Chronist erfreute sich an der Pflanzenwelt, welche sich auf den Äckern zu den Broten in spe gesellt hatte. „Kornblume über links, immer wieder Kornblume. Kornblume überall! Flanke auf Mohn. Aus dem Hintergrund müsste Mohn sprießen, Mohn sprießt – Tor, Tor, Tor!“

 

Stets auf der Höhe

In Sachen Motivation und geistiger Klarheit blieben wir wie immer stets auf der Höhe, was geographisch allerdings nicht der Fall war, denn beseelt von der nahenden Mittagspause stürzten wir uns wagemutig ins Tal gen luxemburgisch-belgische Grenze. In Martelange angekommen, war es nur ein Weg über eine Brücke, um fundamentaler infrastruktureller Unterschiede zwischen zwei Ländern gewahr zu werden. Wenn sich selbst die ansonsten genügsamen Rheinland-Pfälzer über belgische Straßen mokieren, ist im Grunde schon alles gesagt – oder Frau Enting?

 

Durch die Ardennen Richtung Bastogne

Frisch gestärkt und ob der gefallenen Temperaturen auch deutlich erfrischt, waren wir mehr denn je motiviert, unsere Fahrt durch die Ardennen in Richtung Bastogne fortzusetzen. Als wir auf den abzweigenden, ausgeschilderten Radweg abbogen, waren wir wenig überrascht, dass dieser – anders als in Luxemburg – nicht asphaltiert war, sondern in Gestalt eines Wirtschaftsweges daherkam. Nicht eingestellt waren wir hingegen auf einen umgekippten Baum auf der ursprünglich vorgesehenen Fahrbahn. Aufgrund mangelnder Breite, in Kombination mit einem angrenzenden Bach fiel die Option des Umfahrens buchstäblich ins Wasser.

 

300 Fahrräder über einen Baum

Da selbst unsere Fachmänner für forstwirtschaftliche Arbeiten, Phil und Paul, keine adäquate Säge bei sich trugen – diese völlig indiskutable Vorbereitung wird einigen Herrschaften noch Kopfschmerzen bereiten – blieb als einzig praktikable Option das Tragen der Fahrräder über den umgestürzten Baum. Wer schon einmal über dreihundert Fahrräder über einen Baum hat tragen lassen, weiß, wie lange dies dauern kann. Der Autor dieser Zeilen hat diese Erfahrung bisher noch nicht sammeln dürfen. Nun weiß er, dass es Dinge im Leben gibt, die schneller vonstatten gehen. Und ist dankbar dafür. Wäre es aber auch gewesen, wenn der diese Erfahrung nicht gemacht hätte.

 

Kurze, giftige Rampen

Auf dem Weg in Richtung Bastogne durften wir erfahren, dass die Ardennen ihren Ruf bei radsportbegeisterten Mitmenschen nicht zu unrecht erworben haben. Kurze, giftige Rampen verlangten dem Fahrerfeld einiges ab und nun kam mehrfach der der Fairplaytour zugrunde liegende Gedanke der gegenseitigen Unterstützung zum Tragen, als in besonders steilen Abschnitten Mitfahrenden bei Bedarf in Form von Anschieben angeboten wurde. Kurz vor Hotte erreichten wir dann schließlich auch Prozentwerte, von denen eine ehedem sozialdemokratische Partei bei den nächsten Wahlen des Deutschen Bundestages möglicherweise nur wird träumen können (Ja, sie waren wirklich zweistellig!).

 

Den Tag nicht vor dem Sonnenuntergang loben

Als wir wenig später den Wendepunkt des Frühjahresklassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich erreichten, standen nur noch rund zwanzig Kilometer auf dem Zettel. Im Grunde eine Angelegenheit von rund einer Stunde. Hier gilt es gleichwohl, den Tag nicht vor dem Sonnenuntergang zu loben beziehungsweise die Rechnung nicht ohne belgische Straßenplaner zu machen, ansonsten kann sich dieser grobe Richtwert auch schlichtweg verdoppeln. Aus einem anfänglichen Radweg mit schlechtem Teerbelag wurde im weiteren Verlauf ein Wirtschaftsweg, welcher dann aber, je mehr es in den Wald ging, in einen lupenreinen Waldweg überging. Ein Terrain, bei dem so mancher Geländewagen seine liebe Mühe und Not gehabt hätte, sollte nun von uns mit dem Drahtesel bewältigt werden.

 

Sehr gefragt: ausgefeilte Balancierkünste

Da die Ardennen auch nicht unbedingt für ihr trockenes Klima bekannt sind – wovon wir uns allerdings am heutigen Tage nicht überzeugen lassen mussten – hatte der durchaus fruchtbare Boden auch nicht alles an gespendetem Wasser aufnehmen können. Dementsprechend galt es nun neben ausgefeilten Balancierkünsten auch über entsprechende Fähigkeiten im Slalomfahren zu verfügen, sofern man nicht nasse Füße riskieren wollte. Da einige Jungspunde allerdings kein Risiko scheuten, sondern dies vielmehr bewusst suchten, gab es schon bald nur noch wenige Stellen an ihren Körpern, die nicht mit Matsch bedeckt waren. Auf die Frage, wie viele Pfützen er denn letztlich ungefähr durchfahren hätte, antwortete Philipp, ohne lang zu überlegen: „Na alle natürlich“!

 

Anders als bei der deutschen Fußballnationalmannschaft haben unsere Ketten allerdings allen Belastungsproben standgehalten (Danke an Stefan für die kostenfreie Überlassung seines in den Augen des Verfassers hervorragenden Vergleichs), sodass wir nach über fünfeinhalb Stunden Fahrzeit endlich einmal mit dreistelliger Kilometeranzahl und mit über 1500 bewältigten Höhenmetern gegen halb acht am Abend in Engrey einrollten.

Hier konnten wir unsere Kohlenhydratspeicher verdientermaßen mit der belgischen Nationalspeise wieder auffüllen.

 

Belgische Eifel oder deutsche Ardennen? Grenzen am Rande des Zentrums – Tag 4

 

Die gestrige Etappe hatte uns in die saftigen Höhen der Ardennen geführt und heute sollten wir nach gut achtzig Kilometern in Bütgenbach den deutschsprachigen Teil Belgiens erreichen. Unseren ersten landschaftlichen Höhepunkt stellte das Gourthe-Tal dar, welches wir nach einer kurzen und knackigen Abfahrt kurz nach dem Start erreichten.

 

Lieblicher Fluss – martialische Fahrzeuge

Hier machte der Verfasser eine für ihn irritierende Beobachtung, denn entlang des lieblichen Flusses begegneten uns einige Soldaten in Kampfmontur, inklusive ihrer martialisch wirkenden Transportfahrzeuge. Ist es also innerhalb Europas wieder so weit gekommen, dass wir uns an die Präsenz von militärischem Gerät gewöhnen müssen? War das Fliegen von Düsenjägern („Kriegsminister gibt’s nicht mehr!“) über das Heimatdorf des Verfassers in seiner Jugend noch gang und gäbe, schien diese Praxis für gut zwanzig Jahre scheinbar von der Bildfläche verschwunden. Leider scheint die Vergangenheitsform hier angebracht zu sein. Ist dies ein Zustand, an den wir uns wieder gewöhnen? Oder aus der Perspektive des gestaltenden Staatsbürgers gefragt: Ist dies eine Perspektive, an die wir uns gewöhnen wollen?!

 

Zustände des Friedens sollten wir nie als naturgegeben voraussetzen, sondern uns mit Beharrlichkeit und Nachdruck dafür stark machen. Frieden gibt es nicht mit wie auch immer gearteter Aufrüstung. Frieden beginnt mit Dialog, mit der Achtung des jeweiligen Gegenübers. Auch hierzu leistet die Fairplaytour in den Augen des Verfassers einen Beitrag.

 

Straßenabschnitte in einwandfreiem Zustand

Während er sich also noch so seine Gedanken über die Brüchigkeit bei gleichzeitiger Notwendigkeit des Friedens machte, bemerkte er wenig später, dass seine Vorstellungskraft durchaus an Grenzen stoßen kann. An die wenig ebenen Straßen hatten wir uns ja mit dem gestrigen Tage schon gewöhnt. Nun gab es allerdings auch Straßenabschnitte, die in einem einwandfreien Zustand waren. So weit, so zufriedenstellend, mag man denken. Erwähnte Limitierung des Vorstellungsvermögens kam insofern zum Tragen, als dass der Autor sich schlichtweg nicht vorstellen kann, respektive will, in welchem Zustand die Straßen vorher gewesen sein müssen, damit man sich ihrer erbarmt und eine neue Decke aufträgt.

 

Dass es nicht nur an deutschen Schulen, sondern auch in Belgien an sich Menschen gibt, die nicht allzu solide Beziehungen zur Orthographie ihres eigenen oder auch der eines fremden Sprachraumes unterhalten, wurde uns nach zwanzig Kilometern bewusst als wir Sommerain erreichten. Erschwerend kam hinzu, dass uns das angekündigte Phänomen hier noch nicht einmal begegnete. Die Enttäuschung darüber war beim Autor aber in etwa gleich groß, wie jene über die Auftaktniederlage des Fußballweltmeisters am gestrigen Tage. Möglicherweise hatte er dieses Maß an Enttäuschung aber relativ exklusiv für sich.

 

Da kommt was ins Rollen

Auf dem Weg zu unserer Mittagspause in St. Vith – ist es nicht erschreckend und mal wieder bezeichnend für die deutsche Bildungspraxis, dass unsere belgischen Nachbarn dem Schwindel um das unsägliche „Schreiben, wie man es hört beziehungsweise will“ ganz offensichtlich schon vor langer Zeit aufgesessen sind (Historiker mögen dem Verfasser die verkürzte Darstellung nachsehen), das unsrige Bildungswesen aber nicht in der Lage war, aus dieser Schreibermittlung der Verwahrlosung ihre Lehren zu ziehen?! – konnten wir noch letztmalig die anspruchsvolle Charakteristik der Ardennen genießen, bevor es dann hinter St. Vith auf dem Radweg der ehemaligen Vennbahn bis ins Ziel nach Bütgenbach sehr entspannt vonstatten ging. Kurz nachdem wir die Wasserscheide Rhein-Maas passiert hatten, wurde die Weiterfahrt dann noch entspannter. Hier wurde der Schreiber von den gut gelaunten Radsportfreunden seiner Gruppe in Sachen Rolltechnik frech herausgefordert, was er so aber natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollte und einfach weiter rollte, während die Leichtgewichte schon wieder in die Pedale treten mussten.

 

Wenn der Finger wehtut

Dass Phil in Sachen Durchhaltevermögen und Mitleid zu keinerlei Kompromissen bereit war, sei an folgendem Dialog zwischen ihm und Florian exemplarisch hervorgehoben. „Phil, kannst du mich ziehen, ich konnte wegen meines gebrochenen Fingers vier Wochen lang nicht trainieren und als ich wieder anfangen wollte, tat mein Finger nach zehn Kilometern immer weh?“ Die schlagfertige Antwort des so angesprochnen ließ nicht lange auf sich warten: „Wenn dein Finger nach zehn Kilometern schon wehtut, kannst du auch einfach hundert Kilometer fahren, dann tut der danach immer noch genauso weh.“ Treffer, versenkt!

 

Es begab sich zu einer Zeit – sagenumwobenes Worriken

Je näher wir dem Zielort kamen, desto zahlreicher wurden die Erinnerungsfetzen, welche sich dem Schreiber offenbarten. Es begab sich zu einer Zeit, als er noch die Schulbank drückte, dass es bei einem nicht unerheblichen Teil der Schülerinnen und Schüler kein Vertun insofern gab, als dass das einzig legitime Ziel der Zehnerabschlussfahrt die Ferienanlage Worriken sei. Besteht der Sinn des Schulbesuchs bei der heutigen Schülergeneration mittlerweile zum Glück wieder darin, sich auf Unterrichtsinhalte und deren Durchdringung zu konzentrieren, verhielt es sich während der Schulzeit des Verfassers so, dass der einzige Sinn des Schulbesuchs darin bestand, einmal diesen sagenumwobenen Ort in Begleitung seiner Klassengemeinschaft heimzusuchen.

 

Tollkühne im Stausee

Scheinbar übertrug sich die Magie des Ortes auch auf die Tourteilnehmer der Gesamtschule Eifel, welche, von der Fahrt gen Ostbelgien, anscheinend noch nicht genug ermüdet, weiterhin einen hohen Bewegungsdrang verspürten. Die Temperaturen hatten sich merklich abgekühlt und die Wolken hatten ihre liebe Mühe, die in ihnen befindlichen Niederschläge zurückzuhalten. Trotzdem bestand bei einigen Tollkühnen der Wunsch, im örtlichen Stausee baden zu gehen. Ungünstig nur, wenn man dazu eine begleitende Aufsichtsperson benötigt. Doch die Bewegungsfreunde hatten ihre Rechnung offensichtlich mit Herrn Moskopp gemacht, welcher sie, ohne mit der Wimper zu zucken, zum See begleitete und diesen standesgemäß als erster enterte.

 

Bevor wir erfrischt und beschwingt zum Abendessen gingen, wo es erstmalig in diesem Jahr den italienischen Hartweizenklassiker aus Bologna gab, begrüßten wir noch freudig Nicholas, Norberts ältesten Sohn und mehrfachen Tourteilnehmer, welcher dieses Jahr aus Gründen der Weiterbildung (herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur!) nur an zwei Etappen teilnehmen konnte. Auch das zeichnet die Identifikation mit der Tour aus: Selbst wenn die Tour ursprünglich für Schülerinnen und Schüler gedacht ist, gibt es immer wieder Menschen, die auch nach Beendigung ihrer Schulzeit den Draht zur Tour nicht verlieren und zu einer neuen Betreuergeneration heranwachsen.

Ein Fest(t)ag für die Gesamtschule Eifel – Tourleiter Ehlen kündigt Bewerbung Blankenheims als Etappenort an – Tag 5

 

Motiviert bis unter die Kirchturmspitze begann der heutige Tag (19. Juni 2018) für das Team der Gesamtschule Eifel mit einem reichhaltigen und ausgiebigen Frühstück. Muss man die Gruppe in aller Regel gar nicht erst besonders locken – alles andere wäre bei solch einer anstrengenden und lang andauernden Fahrt ja auch nicht handhabbar und für ihren betreuenden Lehrer vollkommen inakzeptabel – war es um die Motivation am heutigen Tage besonders gut bestellt.

 

So simpel wie einleuchtend

Der Grund dafür war dabei ebenso simpel wie einleuchtend: Nach Überquerung der deutsch-belgischen Grenze würde uns die Route über weite Strecken durch Euskirchener Kreisgebiet und sogar nur einen Steinwurf entfernt von der heimischen Schule führen. Klar war, dass viele Eltern die Pausenplätze ansteuern und ihre Kinder begrüßen würden. Für einen Teilnehmer aus unserem Kreise war die heutige Etappe aber darüber hinaus ein besonderes Ereignis: Norbert, welcher bereits die Realschule lange Jahre als Betreuer begleitet hat und mittlerweile seine achte Tour fährt, war von der Tourleitung auserkoren worden, den gesamten Tourtross am heutigen Tage anzuführen. Eine ebenso ehrenvolle wie nachvollziehbare Entscheidung, denn wer im ganzen Kreis Euskirchen die Entstehungsgeschichte jedes einzelnen Schlagloches auf den Wochentag genau kennt und zudem jedwede Schleichwege und Abkürzung beim (Spitz-)Namen kennt, kann für ein derartiges Unterfangen nur der richtige Mann sein.

 

Dem Norbert sei Dank

Darüber hinaus wird ihm so die Wertschätzung für sein jahrelanges, ehrenamtliches Engagement zuteil. In einer Zeit, in der erwähntes Engagement keine Selbstverständlichkeit mehr ist, sondern sich vielmehr gegen eine konsumorientierte Freizeitgestaltung behaupten muss, ist sein Einsatz gar nicht hoch genug einzuschätzen. Bedenkt man dann noch die Tatsache, dass er für die Fairplaytour eine Woche seines Jahresurlaubs opfert und zudem etliche Stunden in die Trainingsfahrten der Vorbereitung auf die Tour gesteckt hat, klären sich die Dimensionen seines Engagements. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Ohne dich, lieber Norbert, wäre die Teilnahme der Gesamtschule Eifel an der Fairplaytour in dieser Form sicher nicht möglich. Einen aufrichtigen und herzlichen Dank an dieser Stelle und auf viele weitere Jahre gemeinsamen Radelns!

 

Nach Bonn ging’s bergab

Mussten wir bis zur Grenze noch ein paar Wellen bewältigen, ging es ab dem Grenzübertritt bis Bonn quasi nur noch bergab. Kurz nach jenem stand auch schon ein ganz besonderer Leckerbissen an: Am Forstwalder Hof erwartete uns eine Delegation des Lehrerkollegiums inklusive einiger Schülerinnen und Schülern sowie unserer kanadischen Austauschschüler, welche, kurz vor ihrer Rückreise nach Quebec, der Fairplaytour noch ihre Aufwartung machten. Zudem begrüßte uns Bürgermeister Hartmann mit salbungsvollen Worten.

 

Blankenheim lässt die Katze aus dem Sack

Nachdem auch Schulleiterin Frau Balduin ein paar Grußworte an uns gerichtet hatte und uns Lob und Anerkennung für die sportliche Leistung aussprach, ließ Tourleiter Herbert Ehlen die Katze aus dem Sack: Unter ohrenbetäubendem Jubel, während dessen Freudenfeuer entfacht wurden, verkündete er, dass sich Blankenheim im nächsten Jahr als Touretappenort bewerben würde. Dies wäre eine große Ehre für die Gemeinde und die Gesamtschule Eifel, welche prädestiniert für die Beherbergung des Tourtrosses wäre. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Frau Poth vor lauter Freude über die mutige Entscheidung der Verantwortlichen sogar ein paar Freudentränen verdrückt haben. Und hätte man Frau Börsch schnell genug ein Fahrrad bereitgestellt, wäre sie wohl nicht mehr zu halten gewesen und hätte gemeinsam mit Norbert das Feld angeführt.

 

6a – aufgepasst!

Derart euphorisiert konnten wir die rasende Abfahrt gen Holzmühlheim in Angriff nehmen. Hatten wir in Blankenheim die Ahrquelle noch links liegen gelassen, sausten wir nun an der Erftquelle vorbei gen Bad Münstereifel, unserem Ziel für die Mittagspause. Es ist den Schülerinnen und Schülern der Klasse 6a nur zu wünschen, dass sie diesen Text aufmerksam studieren, denn im Grunde hat ihnen der Autor hier schon zwei Punkte im anstehenden GL-Test bei Herrn Moskopp am kommenden Montag geschenkt.

 

Für Erstgenannten war die Fahrt in gewisser Weise auch eine Reise zurück in seine eigene schulische Vergangenheit, legte er doch im schmucken Kurort vor Urzeiten seine Reifeprüfung ab. Da er sich im Schulleben immer tadellos verhalten hat und stets ein Vorbild in Sachen Fleiß, Strebsamkeit und Motivation war und zudem alle Regeln immer und  unaufgefordert befolgte, erinnerte sich seine damalige Sportlehrerin und heutige Rektorin der Schule, Frau Schorrlepp, sogar noch an ihn.

 

Durch den Kottenforst zur Welthungerhilfe

Da wir aber noch ein paar Kilometer zu absolvieren hatten und zudem niemand ein Skatblatt bei sich trug, wurde nicht allzu lange in Erinnerungen geschwelgt, sondern die Fahrt gen ehemalige Bundeshauptstadt alsdann fortgesetzt. Durch Dörfer und Felder gelangten wir, weiterhin Höhe verlierend, zügig in den Kottenforst. Da wir überpünktlich waren, nutzen wir die Zeit für das Erstellen der Teamfotos.

 

Nach weiteren wenigen Kilometern rollten wir – ob des wenig anspruchsvollen Terrains nur mäßig ermüdet – nach hundert Kilometern bei der Welthungerhilfe im Stadtteil Bad Godesberg ein. Zwar ward Herr Wollmer weder von den partizipierenden Edukandinnen und Edukanden, noch vom Schreiber selbst auf den Straßen gesichtet, dennoch war die Aura des gepflegten Ausdrucks allgegenwärtig.

 

Der einstige Diplomaten-Stadtteil Godesberg ist dabei – entgegen der sonstigen Tendenz in der ehemaligen Hauptstadt, welche den Wegzug fast aller Ministerien erstaunlich gut verkraftet hat und mittlerweile insbesondre für zahlreiche Nichtregierungsorganisationen wie eben die Welthungerhilfe eine Anlaufstelle ist – ein Beispiel dafür, wie sich Stadtteile auch zum Schlechten entwickeln können, deren Lebensqualität nicht mehr besonders hoch ist.

 

Spendenscheck in Höhe von 28.000 Euro

Dennoch wurden wir nicht von brandschatzenden und marodierenden Horden, sondern freudig und erwartungsfroh von Sambagruppen und Grundschulkindern empfangen, welche uns diverse künstlerisch wertvolle Beiträge darboten. Hier übergaben die Organisatoren dann auch einen großen Spendenscheck in Höhe von achtundzwanzigtausend Euro, jenem Ergebnis, das die teilnehmenden Schulen durch ihre Spendenläufe erlaufen hatten. Zu erwähnen bleibt, dass das Ergebnis noch nicht repräsentativ ist, da der Spendenlauf der Gesamtschule Eifel ja erst am 02.07.2018 ansteht. Also alle weiter fleißig trainieren und Spender suchen!

 

Nach dem erwähnt sehr netten Empfang begaben wir uns auf die letzen Kilometer zu unserem Nachquartier in Pennenfeld, wo wir abends unser Bergfest begingen. Mit Bonn hatten wir dabei sowohl den nördlichsten, als auch den tiefsten Punkt der diesjährigen Fairplaytour erreicht und darüber hinaus bereits die Hälfte aller Etappen absolviert.

 

Text: Richard Moskopp