Was ist eine Gesamtschule?

Seit 1969 gibt es in Nordrhein-Westfalen Gesamtschulen. Zunächst waren sie Schulversuche, ab 1980 wurden sie Teil des Regelschulwesens. Im Schuljahr 2010/11 gab es 225 Gesamtschulen, im Schuljahr 2015/16 gab es insgesamt 314 Gesamtschulen.

Längeres gemeinsames Lernen

Was ist eine Gesamtschule? Sie ist vor allem eine Schule des längeren gemeinsamen Lernens. Beim Übergang von der Grundschule spielen Eignungsfeststellungen nur eine untergeordnete Rolle, denn die Schule ist ja offen für alle Kinder. Das zentrale Ziel der Gesamtschule ist es, alle Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrem Leistungsvermögen intensiv zu fördern und zu den bestmöglichen Schulabschlüssen zu führen.

Was bewegt Eltern, ihr Kind an einer Gesamtschule anzumelden? Da kann es viele Gründe geben. Manche Eltern glauben nicht, dass ihr Kind schon im Alter von zehn Jahren den Anforderungen eines Gymnasiums gewachsen ist, andere vertrauen darauf, dass das offene Konzept der Gesamtschule auch Spätentwicklern eine Chance gibt. Es gibt aber auch Eltern, die die frühe Aufteilung der Kinder nach dem 4. Grundschuljahr ablehnen. Wieder andere Eltern entscheiden sich für eine Gesamtschule, weil Ganztagsunterricht immer schon zum Schulalltag gehört.

Mehr Zeit für eine optimale Entwickung – G9

Neuerdings wird aber auch über eine wachsende Zahl von Eltern berichtet, die für ihr Kind mehr Zeit auf dem Weg zum Abitur wünschen, denn anders als Gymnasien führen Gesamtschulen erst nach neun Schuljahren zum Abitur. Die Sekundarstufe I umfasst also sechs Schuljahre (Gymnasium: fünf), die Oberstufe dauert hier wie dort drei Schuljahre.

Die Schule unterrichtet nach dem Lehrplan für Gesamtschulen, das versteht sich von selbst. Wichtig: In diesem Lehrplan sind auch Anforderungen auf Gymnasialniveau enthalten. Schülerinnen und Schüler, die diesen Anforderungen gewachsen sind, sollen auch auf diesem Niveau lernen können. Selbstverständlich unterrichten in der Gesamtschule auch Gymnasiallehrkräfte. Das ist schon deshalb erforderlich, weil jede Gesamtschule eine eigene Oberstufe hat und damit auch ohne Schulwechsel das Abitur ermöglicht.

Alle Schulabschlüsse unter einem Dach

Damit vermittelt die Gesamtschule alle Schulabschlüsse, die auch im traditionellen Schulsystem vergeben werden können, vom Hauptschulabschluss bis zur Hochschulreife – gewissermaßen alle unter einem Dach.

Darin liegt ein wichtiger Unterschied zur neuen Sekundarschule: die verbindliche Oberstufe. Für eine Oberstufe braucht die Gesamtschule einen ausreichend starken „Unterbau“, also eine Sekundarstufe I mit so vielen Schülerinnen und Schülern, dass die Übergängerzahl für die Oberstufe ausreicht.  Aus diesem Grund muss eine Gesamtschule mindestens vier parallele Klassen bilden. Früher waren dafür 112 Schülerinnen und Schüler erforderlich (4 x 28), jetzt reichen bei Neugründungen bereits 100 aus, also 4 x 25.

Individuelle Förderung und integrierte Schule

Die Gesamtschule ist eine integrierte Schule, also eine Schule für alle. Ihr pädagogisches Grundkonzept sieht vor, dass anfänglich der Unterricht weitestgehend im Klassenverband erteilt wird. Ab Klassenstufe 6 gibt es besondere Angebote, die sich an den Neigungen, Fähigkeiten und Interessen der Schülerinnen und Schüler orientieren. Dieser sogenannte Wahlpflichtunterricht wird ab Klassenstufe 9 noch einmal ausgeweitet.

Klassenwiederholungen sind in Gesamtschulen nicht üblich, auch keine vorzeitigen „Abschulungen“ in andere Schulformen. Wenn so etwas doch einmal vorkommt, geht es in aller Regel auf die Wünsche der Eltern zurück.

Gesamtschule in der Region Blankenheim/Dahlem/Nettersheim

Üblicherweise entsteht eine Gesamtschule aus vorhandenen Realschulen und Hauptschulen. In der Region Blankenheim/Dahlem/Nettersheim kann sie neben diesen beiden Bildungsgängen auch das Gymnasium ersetzen. Das bedeutet: Alle Schülerinnen und Schüler, die jetzt die Hauptschule, die Realschule oder das Gymnasium besuchen, gehören bis zum Ende ihrer Schulzeit diesem Bildungsgang an. Die Gesamtschule wird jahrgangsweise aufgebaut, die Vorgängerschulen (Hauptschule Blankenheim, Hauptschule Nettersheim und Realschule Blankenheim) laufen jahrgangsweise aus.

Gesamtschulen müssen wie alle anderen Schulen durch Vergleichsarbeiten und Abschlussprüfungen nachweisen, dass sie erfolgreich gearbeitet haben. Im Bereich der Oberstufe unterliegen Gesamtschulen denselben Richtlinien, Anforderungen und derselben Schulaufsicht wie Gymnasien.

Quellenangabe: Dieser Text stammt aus einem Leitfaden des VBE (Verband Bildung und Erziehung NRW) und wurde für die Gesamtschule Blankenheim-Nettersheim angepasst. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des VBE.