Müde, aber voller Erwartungen trudelten am sehr frühen Samstagmorgen Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 in den großen Reisebus, der schon mit laufendem Motor, frischem Kaffeeduft und gut gelaunten Lehrern vor der Gesamtschule Eifel wartete.
Die anstehende Tagesfahrt nach Amsterdam wurde früh im Jahr von Jana Poth und Britta Braun in Zusammenarbeit mit der bestehenden „Gegen Rechts AG“ an der Schule und dem damit verbundenen Vorsatz „Schule ohne Rassismus“ und „Schule mit Courage“ geplant und vorbereitet, der Besuch im „Anne Frank Haus“ sei als weiterer, wichtiger Aspekt zu verstehen, der zu einer lebendigen Erinnerungskultur in unserer Schullandschaft gehört, so die beiden Organisatorinnen.
Die Hinfahrt gestaltete sich ruhig, im gedämpften Licht des Reisebusses ließ sich der eine zu einem Schläfchen nieder, der andere war vielleicht schon in Gedanken in der Prinsengracht, wo sich vor 75 Jahren ein Mädchen vor einem Regime versteckt hielt, das sich aufgrund grausamer Rassenideologien das Recht nahm, ihr Leben und das ihrer Familie auslöschen zu wollen. Im Vorfeld haben einige der Schülerinnen und Schüler das Tagebuch gelesen oder den Film zu dieser traurigen, berührenden Geschichte gesehen und wussten, was sie – zumindest in Gedanken – erwartete.
Durch die Ankunft in Amsterdam gegen 11 Uhr und die bevorstehende Freizeit in der Innenstadt wurden diese Erwartungen zunächst etwas zur Seite geschoben, wichtig war jetzt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fahrt die Erkundung der überaus vielfältigen Stadt, die uns mit Demos gegen Rassismus, bunten Hausbooten, viel Wasser und blühenden Tulpen geradezu empfing, auch wenn die Sonne nicht durch die Wolkendecke kam. So verteilten sich die Schülerinnen und Schüler rund um die Grachten, berichteten anschließend am vereinbarten Treffpunkt vor dem „Anne Frank Huis“ von ihren Eindrücken, die doch für diese kurze Zeitspanne nicht interessanter und mehr besonders hätten sein können. Selbst die Amsterdamer Tauben sind vielleicht ein kleines bisschen offener und neugieriger als an anderen Orten.
Kaum zu glauben, dass diese Vielfalt, diese schönen Eindrücke im Durchgang durch das Museum und besonders im original erhaltenen Versteck der Familie Frank im Handelskontor in der Prinsengracht immer mehr zu schrumpfen schienen, bis sie schließlich in einem sehr erdrückenden Gefühl mündeten, das auch die Schülerinnen und Schüler sich so vor Betreten dieser Räume nicht hätten vorstellen können. Besonders verstörend wirkte durch die in Amsterdam besetzten Nationalsozialisten angefertigte geografische Karte, auf der die Häufigkeit der in Amsterdam lebenden Juden in Punkten dargestellt war. Die Perfidität dieser Karte brauchte nicht ausgesprochen zu werden, man nahm sie stumm und entsetzt zur Kenntnis.
So begleitete uns doch eine schwerere Stille nach Verlassen der Gedenkstätte und auch wenn sie sich schnell durch die uns nunmehr fast vertraut werdende Gestalt dieser tollen Stadt verflüchtigte, versetzte man sich in Gedanken doch immer wieder in dieses hoffnungs- und ausweglose Leben einer wunderschönen und klugen Zwölfjährigen und ihrer Familie, mahnend und erinnernd an eine Zeit, die nie wiederkommen darf.
Text: Rebekka Bongart