28.Juni 2017
Ungeplante Verkürzung der Etappe
Der heutige Tag begann mit einer Hiobsbotschaft, denn aufgrund des unvorteilhaften Wetters entschied sich die Tourleitung kurzfristig dazu, den ursprünglichen Etappenverlauf von Luxemburg Stadt über Arlon nach Esch sur Alzette um den Abstecher nach Belgien zu verkürzen und das Etappenziel auf direktem Wege anzufahren. Nur unter großem Protest wurde die Entscheidung seitens des Teams hingenommen.
Die neu gewonnene Zeit galt es nun folglich sinnvoll zu verbringen: Philipp und Dennis entschieden sich kurzerhand dazu, ihre überschüssige Energie auf dem Tandem sitzend zu verbraten, indem sie einige Runden um den Sportplatz drehten, wohingegen Max den von Herrn Moskopp mit viel Wohlwollen zur Kenntnis genommenen Vorschlag äußerte, man könne die 35 Kilometer nach Esch ja auch joggen. Einige Talentspäher hingegen beobachteten mit Argusaugen den Sportunterricht des Internats, wo für einige einheimische Schüler Fußball auf dem Stundenplan stand. Dem Autor ist nicht überliefert worden, inwiefern hoffnungsvolle Talente – beispielsweise zur Unterstützung eines rheinischen Teilnehmers am Europapokal – gesichtet werden konnten. Vielleicht indes kann Herr Tornows Mädchenmannschaft eines Tages ihre weiblichen Kontrahentinnen zum Tanz bitten.
Frenetische Anfeuerungsrufe, tosender Applaus
Der Großteil des Tourtrosses hingegen versammelte sich auf der Tribüne der Sporthalle, um diese als Südkurve umzufunktionieren. Hier konnte man den Sportunterricht einer anderen Klasse begutachten. Dargeboten wurde eine Variante des allseits beliebten Brennballs. Man munkelt, die Amerikaner nennen diese Sportart Baseball. Unter frenetischen Anfeuerungsrufen und tosendem Applaus trieben die mentalitätsgetränkten Fanatiker die Athleten zu Höchstleistungen an und so mancher Home-Run ward gesehen.
In solch mußevollen Momenten zeigt sich dann oftmals der ganze Einfallsreichtum einzelner Kinder: Phil offenbarte ein feines Gespür für Aufgabenteilung, indem er seinen betreuenden Lehrer fragte: „Herr Moskopp, wieso fahren Sie eigentlich nicht bei Herbert [Ehlen] auf dem Tandem mit, dann können Sie Tagebuch schreiben, während er fährt?“
Der Aufenthalt in Luxemburgs Hauptstadt ist als rundum gelungen zu bezeichnen. Die unglaubliche Gastfreundschaft, welche uns hier zuteil wurde, konkretisierte sich für Phil, Max, Paul und Dennis darin, dass sie für kurze Zeit die heiligen (Gymnastik-) Hallen betreten durften, um dort die „Schnitzelgrube“ (s. Bild) unsicher zu machen. Dass Herr Moskopp angeblich auch den Weg dorthinein gefunden haben soll, muss alleine schon aus dem Grund ins Reich der Fabel verwiesen werden, weil er ja bekanntermaßen kein Fleisch isst.
Aufmerksame Leser und Bildbetrachter werden sich zudem die Frage stellen, wer denn sonst die Bilder gemacht haben soll. Unabhängig davon haben sich die beteiligten Kinder schon längst daran gesetzt, unter Mithilfe von Herrn Moskopp ein Finanzierungskonzept für Frau Balduin auszuarbeiten, damit die Gesamtschule bald auch über derartige Gerätschaften verfügt.
Nach der Mittagspause konnten wir uns dann auch endlich auf die Strecke begeben. Vorher galt es noch einen Rückkehrer in unserer Mitte zu begrüßen, denn Norberts Sohn Nicholas hatte es sich nicht nehmen lassen, nach einer kurzen Arbeits- bzw. Schulwoche den Weg zurück zur Gruppe zu finden, um die Kinder wie schon in den vergangenen Jahren gemeinsam mit seinem Vater zu betreuen. Ein großes Dankeschön vorab an dieser Stelle!
Die Geschichte zum Etappenverlauf ist schnell erzählt, denn mit nur knapp über 30 Kilometern war es die eindeutig kürzeste und bot somit keine nennenswerten Ereignisse. Im Rathaus von Esch wurde uns wie überall auf der Tour ein mehr als freundlicher Empfang bereitet. Nach warmherzigen Grußworten begaben wir uns in das nah gelegene Sportzentrum, wo wir unser Nachtquartier aufschlugen. Zu später Stunde kam noch ein wenig Zeltlageratmosphäre auf, als Nicholas gekonnt die Saiten seiner Gitarre zum Erklingen brachte.