27.Juni 2017
„Dort hinten wird’s hell“
Des Nachts waren einige Regentropfen gefallen und auch als wir erwachten, schickte der Himmel noch ein paar schwache Regengüsse vom Himmel. Die Stimmung konnte dies natürlich nicht trüben und unser Optimismus-Beauftragter Paul verkündete im Brustton der Überzeugung, dass die Straßen bis zur Abfahrt sowieso getrocknet sein würden.
Selbstverständlich sollte er damit Recht behalten. Hanna hingegen war mit der Gesamtsituation unzufrieden und beschwerte sich: „Na toll! Die anderen Kinder aus der Klasse 5a dürfen jetzt einen Vokabeltest schreiben und ich muss hier schon des Morgens an die frische Luft und in die Pedale treten.“
Eifeler sind Hubbel gewohnt
Die heutige Strecke führte uns von Bastogne über Redange in die Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg. Auf dem Weg zur Grenze kamen auch die Geländefreunde unter uns auf ihre Kosten, da wir einige anspruchsvolle Wald- und Feldwegpassagen zu bewältigen hatten. Solange wir noch in Belgien unterwegs waren, gesellte sich zum Dauerzustand Schlagloch ab und zu auch ein Stück Straße dazu. Der Eifeler an sich ist ja den ein oder anderen Hubbel gewöhnt, aber gegen den Zustand jener belgischen Straßen muten unsere heimischen Straßen wie die reinste Autobahnpiste an.
Da wir uns bisher mehrheitlich auf Waldwegen aufhielten, bemerkten wir nicht, dass wir heimlich still und leise die Grenze zum Großherzogtum passiert hatten. Schön, dass es in Europa (noch) offene Grenzen gibt.
Die Regen-App ist aktiviert
Was wir gleichwohl bemerkten, war das Willkommensgeschenk, welches uns bereitet wurde: Ardennen-Wetter vom feinsten. Es schien, als ob irgendein Schurke bei Grenzübertritt die Regen-App seines Smartphones aktiviert hätte, denn es begann wie aus Gießkannen zu regnen. Und das ausgerechnet an Siebenschläfer. Doch selbst nasse Füße konnten die Stimmung nicht trüben und so erreichten wir nach knapp drei Stunden Fahrzeit unser Mittagsziel in Redange. Ausnahmsweise war hier das Smartphone nicht das Beschäftigungsutensil der Wahl, sondern sämtliche Fönanlagen wurden von den Pedaleuren in Beschlag genommen, um die nassen Klamotten zu trocknen.
Nach der willkommenen Pause setzten wir – mittlerweile ohne Abkühlung von oben – unsere Fahrt auf wunderbar ausgebauten Fahrradwegen, blühende Landschaften hinter uns lassend, gen Hauptstadt fort. Es mag ein subjektiver Eindruck sein, aber der Verfasser konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Eifelregion insbesondere in Sachen Fahrradinfrastruktur noch einiges vom luxemburgischen Nachbarn abschauen könnte.
Als wir die Hauptstadt erreichten, wurde der Urheber dieser Zeilen einer Illusion beraubt, denn anders als erwartet, waren die Straßen nicht aus purem Gold, sondern schlicht aus handelsüblichem Asphalt. Das viele (ausländische) Geld musste also woanders schlummern.
Vor dem letzten knackigen Anstieg entschied sich Max kurzerhand, diesen nicht in Angriff zu nehmen und machte stattdessen lieber Bekanntschaft mit erwähntem Asphalt. Nach kurzem Schrecken konnte er aber unverletzt von Tourleiter Herbert Ehlen auf dem Liegetandem ins Ziel kutschiert werden. Dem Asphalt ist im Übrigen auch nichts passiert.
Am heutigen Etappenziel, dem nationalen Sportinstitut, angekommen – dieses erreichte das Team Eifel sensationellerweise ohne einen einzigen Plattfuß –, machten nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Kinder große Augen, denn die dortige Ausstattung konnte sich durchaus sehen lassen. Insbesondere das Spieleparadies für Kinder (auch Gymnastikhalle genannt), wusste zu begeistern, auch wenn wir es (noch) nicht betreten durften. Zwar ist dem Autor bewusst, dass das landesweite Ermöglichen vergleichbarer Bedingungen in unseren Gefilden nicht unbedingt realistisch ist, gleichwohl ist zu fragen, ob die Finanzierungssituation schulischer Einrichtungen hierzulande den Erfordernissen eines ambitionierten und scheinbar entwickelten Landes entspricht (Frage des Autors an den Verfasser dieser Zeilen: Ist dies hier eigentlich ein politisches oder sportliches Tagebuch?)