Kulturtag 2.0

Am 25. Januar 2024 beging die Gesamtschule Eifel zum zweiten Mal ihren Kulturtag. Dieser Tag soll es Schüler:innen aller Jahrgangsstufen erlauben, die literarischen, musischen und bildenden Künste einmal außerhalb der fest vorgegebenen Unterrichtsstruktur des Schulalltags nicht nur zu erfahren, sondern auch zu erproben.

Letzteres tat am auffälligsten die 5. Klassenstufe, welche sich zum Ziel setzte, das Gebäude in Blankenheim in die aus der Harry-Potter-Romanreihe bekannte Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei zu verwandeln. Dafür wurden Anleitungen zum Mischen von Zaubertränken erarbeitet sowie eine Reihe von Zaubersprüchen erdacht und erlernt. Der Jahrgang 6 gestaltete ein wunderschönes und vielfältiges Kochbuch, das deren Lieblingsrezepte aus aller Welt enthielt – und von denen einige nach prompter Zubereitung die Gänge rund um die Schulküche in wohligen Geruch hüllten.

Brisante Themen wie alltäglicher Rassismus oder die Polizeigewalt gegen junge People of Color wurden vom Jahrgang 8 anhand der literarischen Vorlage von Angie Thomas‘ Roman „The Hate U Give“ bearbeitet und diskutiert. Die eingehende Beschäftigung mit der Materie gipfelte in einem entsprechenden Vertrag, den die beteiligten Schüler:innen gemeinsam unterzeichneten. Dieser ist nun nicht nur dauerhaft in den Klassenräumen öffentlich einsehbar, sondern konkretisiert außerdem in beeindruckender Manier die Verpflichtung, welche unsere Einrichtung durch ihre Mitgliedschaft im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auf sich genommen hat.

Auch das Team des Fluthilfeprojekts des Arbeiter-Samariter-Bundes unterstützte – unter dem Motto „721 – gestern, heute, morgen“ – den Kulturtag unserer Schule. Eine Gruppe der 9. Jahrgangsstufe war von den Partner:innen nach Brühl eingeladen, um sich dort in den Studios zur kulturellen Bildung zu betätigen. Die Beteiligten nahmen einen eigenen Rap auf, versuchten sich im „Poetry-Slammen“, kreierten anhand von Storyboards eigene Videos oder probierten sich im Siebdruck aus.

Die andere Hälfte des Jahrgangs 9 wurde in Blankenheim durch Mitarbeiter:innen des Jüdischen Museums Köln darüber informiert, wie die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs auch den Kreis Euskirchen prägten. Viele der Beteiligten erfuhren in diesem Zusammenhang zum ersten Mal vom ehemaligen Zwangsarbeitslager auf dem Gelände des alten Bahnhofs in Blankenheim, dessen Überreste inzwischen von der nachgewachsenen Vegetation überwuchert und damit nur noch zu erahnen sind. Nicht zuletzt diese Tatsache führte zu Diskussionen unter den Teilnehmer:innen, wie sich eine Erinnerungskultur auch in der Zukunft lebendig erhalten lässt.

Die am Standort Nettersheim ansässige Oberstufe ließ sich auch durch den an diesem Tag erneut aufgenommenen Streik der Lokführer nicht entmutigen und fuhr gemeinsam nach Köln, um dort am Schauspiel der Adaption des Stücks „Helges Leben“ von Sybille Berg beizuwohnen. Die unter Regie von Saliha Shagasi entstandene Inszenierung blickt aus einer dystopisch-enthumanisierten Zukunft zurück auf das Ende der menschlichen Dominanz über diese Welt. Und schafft es, trotz der betrüblichen Ausgangslage einer zum Scheitern verurteilten Existenz, den Fragen nach einem angstfreien und guten Leben sowie nach der Sinnhaftigkeit der Liebe tröstende, bisweilen auch komische, Antworten entgegenzusetzen. Das blieb bei den Anwesenden nicht ohne Eindruck, nicht zuletzt deswegen, da das Thema der Zukunftsangst die heutigen jungen Menschen vielleicht noch mehr beschäftigt als alle bisherigen Generationen.

Der Ausflug des 8. und 10. Jahrgangs zum Jungen Theater in Bonn konnte wegen des Bahnstreiks nicht am Kulturtag selbst stattfinden, wird aber im März nachgeholt, zu schön waren die Erfahrungen und Eindrücke aus dem letzten Jahr, so dass sie den betroffenen Schüler:innen nicht vorenthalten werden sollen.

Wie schon 2023 eröffnete auch dieser Kulturtag allen Beteiligten ein Zeitfenster, das zwar nur kurz geöffnet war, sie dafür aber umso intensiver und nachdrücklicher erfahren ließ, was von Menschen über die bloße Notwendigkeit des Daseins hinaus gestaltet und geschaffen wird – und somit das Leben erst lebenswert macht.

Text: Rebekka Bongart