Die Q1 führt im Fach Deutsch einen Poetry Slam zum Thema Toleranz durch
Die Deutschlehrerinnen Carolin Schnellbach und Nicole Lowack kürten Ende 2021 gemeinsam mit ihren Grundkursen der Oberstufe die zwei besten Texte in diesem internen literarischen Wettbewerb. Wichtig ist dabei nicht nur der selbstverfasste Text, sondern auch das Vortragen vor Publikum, bei dem die Darbietung durch performative Elemente und eine bewusste Selbstinszenierung ergänzt wird.
Die Gesamtschule Eifel gratuliert den Siegerinnen Emily Karwanska und Maxi Scholl und möchte die Gelegenheit dazu nutzen, die literarischen Kunstwerke zu präsentieren.
Beitrag von Maxi Scholl
Ich habe diese Rede schon drei Mal angefangen… Ich wusste dreimal nicht weiter. Wir haben den 16. November 2021 20:45 Uhr und ich hatte gerade eine sehr interessante und emotionale Konversation mit einer Freundin. Sie schrieb mir viele kurze Nachrichten hintereinander, ich zitiere:,, Ich hasse mein Leben… wieso bin ich so unmotiviert … wieso bekomme ich mein Leben nicht einfach auf die Kette… so hää wie geht das… Ich schwöre, ab nächster Woche kriege ich mein‘ Schlafrhythmus in den Griff und dann Schritt für Schritt mein Leben.‘‘ Ich bin jetzt mal ganz ehrlich zu euch, diesen Moment kenn‘ ich von mir selber und ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von euch ihn auch kennen. Du liegst einfach so da und denkst dir „Warum?“ Warum kann ich nicht einfach perfekt sein? Warum schaffe ich es nicht einmal früher für eine Klausur zu lernen, wieso erst am Abend davor, mein Zimmer einfach ordentlich halten und meine Termine nicht andauernd aufzuschieben? Warum habe ich einfach keine Kontrolle über mein Leben? Wieso kann ich nicht einer dieser Menschen sein, die früh aufstehen, ihren tollen Morgen mit einem Lächeln beginnen, der Tag schon komplett durchorganisiert ist und diesen auch noch mit einem Haufen Motivation bewältigen? Wieso bin ich einer der Menschen, die bis tief in die Nacht wach sind, weil man nichts hinbekommen hat und noch die Hausaufgaben für den nächsten Tag erledigen muss? Wir Menschen wünschen uns wie jemand anderes zu sein. Allerdings vergessen wir dabei, dass wir nur uns selbst kennen und eigentlich keine Ahnung haben, wer wir sein wollen. Du siehst eine Person, welche lächelt und denkst sofort, sie sei glücklich, du selber möchtest auch so lächeln und so glücklich sein wie sie. Aber nein, du hast keine Ahnung, wie es der Person wirklich geht und mit welchen Problemen sie zu kämpfen hat. Die Konversation von mir und meiner Freundin ging weiter. Ich sagte, ich wolle das auch hinbekommen. Natürlich, was sonst? Ich will organisiert, ordentlich und motiviert sein. Meine Freundin sagte, ich zitiere: „Jeder will so einen Charakter wie du und leben, weil niemand deine Probleme sieht.‘‘ Ist euch bewusst, dass man immer nur das Gute von Menschen sieht und das Schlechte nie, außer man möchte das Schlechte sehen? Als in meinem Leben gefühlt alles schiefgelaufen ist, hat es niemand mitbekommen, außer der allerallerengste Kreis und naja, eigentlich sogar nicht mal wirklich der. Meine Gefühle wurden außerhalb von meinem Zimmer zu 99 % unterdrückt und wurden in der Schule als glücklich wahrgenommen, durch ein einfaches Lächeln. Was ich damit sagen möchte ist, dass wir Menschen anfangen müssen zu uns zu stehen und nicht immer alles verstecken müssen. Jeder von uns hat Probleme, also ist das nicht schlimm, wenn ihr sie auch habt. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen und helfen. Wir müssen miteinander reden. Wir müssen anfangen, uns selbst zu lieben und zu verstehen, dass es nichts gibt, wofür man sich schämen müsste, es ist normal Probleme und Zweifel zu haben, aber es ist nicht normal alles in sich zu unterdrücken und zu verstellen. Unterstützt jeden in dem was er tut, ihr wisst nicht, was der Hintergrund von diesen Menschen ist und was er schon durchmachen musste. Deshalb toleriert euch selbst und natürlich auch andere Menschen. Steht für das, was ihr seid und steht auch für Leute ein, die selbst nicht für sich stehen können.
Poetry Slam von Emily Karwanska
Ja ich weiß, seinen Vortrag mit den Worten „Jetzt wird’s ernst“ anzufangen, ist nicht die beste Idee, aber es richtig zu machen, ist ja auch irgendwie langweilig. Also jetzt wird es, ich sage mal, ernst. Und wenn ich ernst sage, meine ich, dass es wichtig ist, zuzuhören, zu verstehen und vielleicht auch drüber nachzudenken.
Es geht um Toleranz. Jedoch jetzt um die, welche man anderen Menschen, Menschen, die anders sind als die Norm, entgegenbringt… Was für ein dummes Wort eigentlich… Norm… Normal oder einfach passend in unsere verklemmte Gesellschaft… Schräg, naja, also die Toleranz, die man diesen Menschen entgegenbringt.
Beispielsweise die kleine Emma, lieb, nervig, und naja nervig halt, aber auch ganz besonders. Sie hat Krebs, nicht das Sternzeichen… Nein, sondern den, der den Körper überfällt und ich sage mal nicht so einfach wegzubekommen ist. Dadurch sieht sie aber komisch aus… einfach eine Glatze… HAHA Caillou, HAHA du könntest ein Vampir sein HAHA, einfach so weiß wie eine Wand HAHA, komisch sie lacht ja gar nicht mit… Denn keiner dieser wenig denkenden Hohlköpfe weiß, wie sie Tag für Tag kämpft, wie sie weint vor Schmerz und hofft, dass es bald vorbei ist. Ja richtig, sie kämpft, fürs Überleben, für ihr Lächeln, ihre Kindheit, ihre Zukunft.
Aber ja HAHA sehr lustig…
Andere Menschen runter machen, lachen, tuscheln, lästern, verarschen… HAHA sehr lustig. Dass diese Menschen später vor dem Spiegel stehen, sich sagen: „Ich bin dick, hässlich, unbeliebt, einfach: Ich will nicht mehr“… Nur weil ein paar Menschen denken, sie müssen Späße über die etwas zu dicke Sophie, die etwas zu dünne Lisa oder die viel zu große Lena machen… HAHA lustig.
Anders sein… ganz schlimme Sache habe ich gehört. Dies zu tolerieren… ganz schwere Sache habe ich gehört… aber: Warum? Dass du morgens wie ein Troll aussiehst und deine eigentliche Vorliebe versteckst, tolerier ich doch auch. Ich denke nicht mal dran zu urteilen, da ich weiß wie sehr ein kleines Wort, ein wenig lachen oder ein kurzer Blick verletzen können.
Also… wo ist das Problem einfach zu tolerieren?
Alle diejenigen, die dich tolerieren, solltest du mindestens genauso tolerieren, habe ich mal irgendwo von irgendeinem schlauen Typen gehört, glaub ich.
Und die kleine Emma würde auch lieber mit allen rumalbern und ihr Leben leben, glaubt mir…