Diejenige, die nie im Mittelpunkt stehen wollte, stand nun für drei Stunden im Mittelpunkt. Mit einer großen Verabschiedungsfeier in der Aula der Gesamtschule Eifel wurde am letzten Schultag vor den Sommerferien 2020 Hildegard Struben, die im Juni 2020 70 Jahre alt wurde, in den Ruhestand verabschiedet.
Das dürfte ihr so schnell keiner nachmachen: 56 Jahre hat sie aktiv im Arbeitsleben gestanden, davon 52 Jahre in der Realschule Blankenheim und in der Gesamtschule Eifel. Und in ihrer 52jährigen „Schulzeit“ hat sie es nur auf einen einzigen Tag Fehlzeit gebracht. Nach dem Besuch der damaligen Volksschule besuchte sie in Euskirchen die private Handelsschule. Der Weg führte sie dann in die AOK nach Schleiden, bis sie schließlich am 1. Juli 1968 zeitgleich mit der Eröffnung der Realschule Blankenheim ihre Schulsekretärinnen-Laufbahn begann. Im Zug lernte die Schmidtheimerin ihren späteren Mann Toni kennen. 1976 wurde ihr Sohn Marcel in Schleiden geboren. Er lebt mit seiner Familie heute in Bonn.
Eines zeichnet Hildegard Struben noch besonders aus: Ihre Tierliebe. Legendär sind die zahlreichen Fotos von ihren Hunden, alles ausschließlich Berner Sennenhunde. Der jüngste, mittlerweile sechs Jahre alt mit Namen Bruno, holte Familie Struben eigens aus der Lüneburger Heide ab – vom Tierschutzverein „Berner Sennenhunde in Not“. Apropos Tierliebe: So mancher Jäger schätzt den Hochsitz auf der Lichtung. Nicht so Hildegard Struben: Kommt sie an einem Hochsitz vorbei, so würde sie am liebsten zur Kettensäge greifen und dem Hochsitz einen tiefen Fall bereiten.
Schulleiterin Eva Balduin stellte in ihrer Dankesrede die große Unterstützung heraus, die Hildegard Struben dem Team der aufbauenden Gesamtschule gab. „Du warst die zentrale Stelle nach innen und nach außen, stets loyal, zuverlässig, mit dem Herz am rechten Platz. Ein Mensch, der Probleme als Aufgabe versteht, und umgehend die Lösung in Angriff nimmt.“ Vor diesem Hintergrund überreichte ihr Eva Balduin einen Pokal mit der Aufschrift „Mrs Gesamtschule 2020“.
Bereits tags zuvor hatte Blankenheims Bürgermeister Rolf Hartmann Hildegard Struben zur „Ehrensekretärin der Gemeinde Blankenheim“ ernannt und damit ihr herausragendes Engagement in den zurückliegenden Jahrzehnten geehrt. Bürgermeister Wilfried Pracht aus Nettersheim stellte in einem persönlichen Brief heraus, wie „verlässlich und zielorientiert“ Struben gearbeitet habe.
Die Schulgemeinde mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Verwaltung und Hausmeisterdiensten, die Eltern- und Schülervertretung dankten Struben auf ihre Weise mit einem abwechslungsreichen Programm: Mit zahlreichen besinnlichen und kabarettreifen Musik- und Gesangseinlagen, mit Gedichtvorträgen und Limericks und mit Worten des persönlichen Danks an Hildegard Struben.
Wenn Hildegard Struben einmal auf diesen Abschiedstag zurückblickt, dann wird sie zu Hause auf gleich mehrere „Erinnerungsstücke“ zurückgreifen können: auf ein über 70 Seiten umfassendes Erinnerungsbuch, in das ihre Wegbegleiterinnen und –begleiter persönliche Erinnerungsworte und –texte schreiben konnten; auf ein von Marie Zalfen-Lenz gemaltes Rosenbild oder auf die Gartenbank mit dem Namen „Hildegard Struben Plätzchen“ sowie auf einen Blutpflaumen-Baum im eigenen Garten. Und als Hildegard Struben am Ende dieses besonderen Tages die Schule verließ, fasste sie ihre Eindrücke so zusammen: „Dieser Tag war für mich wunderschön und unvergesslich.“ So ganz wird Hildegard Struben aber aus der Schule nicht verschwinden: Ein zweites Exemplar von Baum und Bank mit Inschrift wird auf dem Schulgelände verbleiben. Und in ein paar Jahren wird dann vielleicht der eine oder andere fragen: „Wer war denn Hildegard Struben?“ Und er wird zur Antwort bekommen: „Was? Du kennst Hildegard Struben nicht?!“