Wider das Vergessen!
Der Besuch der Gesamtschule Eifel auf der diesjährigen lit.cologne stand ganz im Zeichen unserer lebendigen Erinnerungskultur, die jüngst mit einer schon durchgeführten Fahrt nach Amsterdam ins „Anne Frank Huis“ und mit einer noch bevorstehenden Fahrt nach Auschwitz regen Anklang bei den Schülerinnen und Schülern findet.
Gelesen, oder besser: eine ganze spannende Stunde lang erzählt hat dieses Mal Reiner Engelmann, der sehr viel Zeit in seinem Leben schon dafür aufgewendet hat, Menschen zu finden, die ihm erzählen, wie es war, während des 2. Weltkrieges auf der Seite derer zu stehen, die alles verloren haben. Er habe so viele Bücher verfasst, dass es kaum noch zu zählen sei, antwortet er der Moderatorin vom Deutschlandfunk, Ute Wegmann, die neben seinen Erzählungen interessante und uns berührende Fragen stellte.
So erzählte Engelmann auch von seinem Buch „Der Buchhalter von Auschwitz“, in dem es um die Biografie des ehemaligen SS-Soldaten Oskar Gröning geht, der noch im Jahr 2016 wegen Beihilfe zum Mord an 300.000 Menschen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt worden war. Er sei, so Engelmanns Erzählungen, verantwortlich für die Verwaltung oder besser Veruntreuung der Vermögen der an der „Rampe“ in Auschwitz ankommenden Juden verantwortlich gewesen sowie die anschließende Säuberung dieser „Rampe“, damit unter den Menschen in den neu ankommenden Zügen „keine Panik ausbreche“.
Wieder einmal hält man inne und unter den Schüler*innen tritt ein lautes Schweigen hervor, dass vielfach auch von verständnislosem Kopfschütteln begleitet wird. Viele der Geschichten Engelmanns sind verstörend, aber auch zutiefst berührend, denn wenn er von der Frau erzählt, die kurz vor ihrem Gang in einer der in Auschwitz bestehenden Gaskammern den Wunsch äußert, einmal die Sonne noch sehen zu können, lässt dies doch ein Gefühl von Hoffnung zurück.
Seine Gespräche mit Überlebenden, seine Art, diesen einfach nur zuzuhören und die Erfahrungen an junge Menschen weiterzugeben, ist der Gedächtnisspeicher, den die Gesellschaft braucht, um sensibel zu sein für das, wozu Menschen imstande sind. Und wie man das Streben der Schüler*innen unterstützt, so etwas nie wieder geschehen zu lassen.
Text: Rebekka Bongart